Gottfried Mayerhofer - Predigten des Herrn - Gottfried Mayerhofer

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PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
19.
Am Ostersonntag

Die Auferstehung Jesu
Markus 16,1-16: Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf dass sie kämen und salbten ihn. Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche sehr früh, da die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen dahin und wurden gewahr, dass der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an; und sie entsetzten sich. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Sieh da die Stätte, da sie ihn hinlegten! Geht aber hin und sagt's seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat. Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grab; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.
Jesus aber, da er auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er am ersten der Maria Magdalena, von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte. Und sie ging hin und verkündigte es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten. Und diese, da sie es hörten, dass er lebte und wäre ihr erschienen, glaubten sie nicht. Danach, da zwei aus ihnen wandelten, offenbarte er sich unter einer anderen Gestalt, da sie aufs Feld gingen. Und die gingen auch hin und verkündigten das den anderen; denen glaubten sie auch nicht. Zuletzt, da die elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden.
Und er sprach zu ihnen: Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.


Empfangen am 19. Februar 1872

Jesus, Vorbild in der Ausübung der Nächstenliebe

Das frühere Evangelium behandelte Meinen Einzug in Jerusalem und in den Tempel dort selbst, dieses Kapitel beschreibt Meine Grablegung und Auferstehung sowie Mein sichtbares Erscheinen den Jüngern und der Magdalena.
Zwischen dem Einzug in Jerusalem und Meiner Grablegung liegt der Akt Meiner gerichtlichen Verurteilung, liegen Meinen größten, als Gott und Mensch ausgestandenen Schmerzen, Meine größte Demütigung als Herr und Schöpfer der Welt, und der Beweis Meiner größten Liebe, einer Liebe, der nur Ich allein fähig sein kann, indem Ich ungeschaffener ewiger Gott und Herr Mich dem allem unterzog um Meinen geschaffenen Geistern und Menschen als Beispiel voranzuleuchten, damit sie alle sehen sollten was dazu gehört ein Kind Desjenigen zu werden und zu sein, Der alles Geistige und Materielle ins Leben gerufen hat und dasselbe auch wieder vertilgen könnte, wenn Sein mächtiger Wille nicht durch die allumfassende Liebe zur Erhaltung statt zur Vernichtung des Geschaffenen angeregt würde.
Die letzten Leidenstage Meines irdischen Wandels sollten allen Geistern zeigen dass jeder, der einen Gottesfunken in sich trägt, über alle Begriffe großer Selbstverleugnung und Aufopferung fähig sein soll, und zwar nicht bloß zu seinem eigenen sondern vielmehr zum Heil anderer.
In Nichts ist das zweite Liebegebot so ausgeprägt, so in seinem ganzen Umfang erfüllt worden wie in Meinen letzten Leidenstagen an Mir Selbst, denn Ich erniedrigte Mich einerseits alle Leiden, die dem Menschen die größten scheinen wie öffentliche Entehrung, Peinigung und den Tod zu erdulden, und andererseits überwand Ich Mich, diese alles geduldig zu ertragen, und zwar als Mensch für alle andere Menschen, selbe als Meine Brüder betrachtend, die, obwohl feindlich gesinnt und Meine große Wohltaten mit Undank und Rache lohnend, Mich doch noch bis zum letzten Atemzug betend und Verzeihung für sie erflehend, am Kreuz sterben sahen.
Was kann die Nächstenliebe mehr tun als was Ich damals getan habe? Und weil Ich Selbst das getan habe, so erhob Ich dieses Gebot der Nächstenliebe zu einem göttlichen, unzertrennlich verbunden mit dem, Gott über alles zu lieben.
Das Gebot der Nächstenliebe soll und muss die Grundlage werden für das gesellige Zusammenleben der Menschen eingedenk Meiner Worte: Was du nicht willst das man dir tue, das füge auch einem anderen nicht zu, oder: Was du willst das man dir tue, das tue du anderen zuvor.
Dieses Scheiden von dieser kleinen Erde, die Ich unter vielen Millionen von Weltkörpern zum Schauplatz Meiner Taten auserkoren hatte, besiegelte mit dem letzten Atemzug die Göttlichkeit der beiden von Mir aufgestellten Liebegebote, denn Ich als Mensch übte beide in ihrer größtmöglichen Ausdehnung aus, und hinterließ so der Menschheit ein Ideal oder Vorbild eines Erdenmenschen wie er sein soll, und zeigte als Geist Meinen höheren Geistern und Engeln, was sie zu vollbringen imstande sein und nach was sie streben sollen, wenn der Zeitpunkt der Prüfung auch an sie herantreten wird.


Die Auferstehung als Bild für die Überwindung alles Materiellen

Die Auferstehung von den Toten war der Beweis Meiner Göttlichkeit für die Menschen, denn ohne selbe wären Meine Lehre, Meine Taten, überhaupt Mein ganzer Erdenwandel bald vergessen worden; Meine Jünger hätten sich zerstreut, obwohl sie Mir in ihrem Inneren wohl anhingen, und es wäre ihre Lehre und ihr Wandel dann doch für ihre Mitmenschen nicht mehr fruchtbringend gewesen.
Meine Jünger glaubten wohl an Mich und an Meine Göttlichkeit, allein sie taten dieses unter dem Einfluss Meiner Gegenwart, Meiner persönlichen Erscheinung, Meiner Worte und Taten; diese waren zu gewichtig als dass selbe nicht auf Meine Umgebung gewirkt hätten; allein einmal von diesem moralischen Druck Meiner Person befreit, hätte wohl die Welt vielleicht nach und nach wieder ihre Rechte geltend gemacht, und den von Mir herrührenden Eindruck stets mehr abgeschwächt, und endlich ganz verwischt. Da also von Meinem Lebenswandel nur die Erinnerung an Vergangenes, wenngleich Wunderbares und Unbegreifliches übrig geblieben und Mein Wirken umsonst gewesen wäre, wenn Ich nicht durch Meine Auferstehung Meine Göttlichkeit bewiesen und dadurch den Glauben Meiner Jünger und Anhänger gekräftigt hätte, so musste diese Tat auch dazu dienen, um sie dann erst zu ihrer ferneren Mission reif zu machen. So war also Meine Auferstehung der Schlussstein dieses nie zu vernichtenden Glaubens- und Religionsgebäudes, das bis jetzt allen feindlichen Anstürmen widerstand und bald in seiner ganzen Reinheit und seinem Glanz auf Erden prangen, und so der Vermittler zwischen zwei wichtigen Faktoren der Schöpfung sein wird, nämlich zwischen Materie und Geist, oder zwischen dem Reich der Materie und dem Geisterreich.
Ja, da hinaus soll es geführt werden und so muss es kommen, dass auf Erden überall erkannt werde, dass die Materie oder das Weltliche nur des Geistigen wegen geschaffen wurde.
Alle Materie muss vergeistigt werden! Die Menschen müssen sich Meinen Geistern nähern und die anderen Geschöpfe auf Erden, der Vervollkommnung der Menschen nachstrebend, ebenfalls höher und höher steigen bis der Erdball selbst seine Dichtigkeit verloren hat und zu seiner gänzlichen Auflösung keines Gewaltschritts mehr benötigt, sondern in nur sanftem Übergang sich vollends vergeistigen wird.


Vergeistigungsprozess der Welt und Auferstehung der Lehre Jesu

Damit ihr euch einen Begriff von diesem Vergeistigungsprozess machen und solchen erfassen könnt, so betrachtet wie alle Meine ehemaligen Taten und Worte, ja selbst die Weltereignisse während Meines Erdenwandels, sich nach und nach bis zu Meiner künftigen und zwar nahe bevorstehenden Wiederkunft in geistigen Entsprechungen wiederholen; und solches wird euch auch die Bedeutung Meiner Lebensgeschichte in den letzten Tagen Meines irdischen Lebenswandels bis zu Meinem Tod, so wie auch die Meiner Auferstehung klar machen.
Was Ich in jener Zeit als Menschensohn auszustehen hatte, das musste hernach und wird jetzt Meiner Lehre begegnen die nun auf eurer Erde Mich geistig darstellt; sie wurde und wird gehasst, verachtet, verspottet, verfolgt, verunreinigt und mit ihr schändlicher Unfug getrieben, endlich hat man sie in euren Kirchen wie in großen Grabgewölben zu Grab getragen, und auf sie einen schweren Stein, den des nichtigen zeremoniellen Kultus, gewälzt. Dort sollte sie dann ewig ruhen und nur denen nützen, die weltlichen aber nicht geistigen Nutzen daraus ziehen wollen.
Seht, so war und ist der Gang der Weltgeschichte das genaue Abbild Meines Erdenlebens. So wie es im Leben der Menschheit und auch in eurem Leben ein Kindesalter (entsprechend dem blinden Glauben), ein Jünglingsalter (entsprechend der Untersuchung des zu Glaubenden), und ein Mannesalter (entsprechend dem Ausscheiden des Scheins vom wirklichen Sein) gibt, so folgte auch Meine Lehre all diesen Entwicklungsstufen von Meiner Erdenzeit bis auf die jetzige Zeit.
Auch Ich zwang im Anfang die Mich umgebende Welt teilweise durch Meine Wunder zum Glauben und erzog sie wie Kinder, und wenn sie, dann reifer geworden, Mich verstanden, so fanden sie bei ihrer Prüfung und Beurteilung die rechte Wahrheit des früher nur Geglaubten und traten sogleich ins Jünglingsalter, und als ihr Glauben und ihr Wissen auf diese Weise gefestet war, so reiften sie völlig aus und traten mit aller Überzeugung für Meine Lehre und für Mich auf, und bestätigten durch Wort und Tat was ihnen als das Höchste und Heiligste erschien, gleichzeitig aber auch das Gefälschte vom Wahren ausscheidend.
Als Ich Selbst lehrte war kein Grund des Ausscheidens und Protestierens vorhanden, aber so wie die Menschen von menschlichen Leidenschaften, weltlichen Ansichten und Interessen geleitet es Mir nachmachen wollten, so verkehrten sie das Göttliche in Weltliches, gaben dem Menschen die Rinde statt den Kern des geistigen Lebens was zur Folge hatte, dass, nachdem das Menschengeschlecht herangereift war um selbst beurteilen zu können, bei den meisten, wie ihr sagt, das Kind mit dem Bad ausgeschüttet wurde.
So kamen dann die Gegensätze von Alles-Gläubigen und Nichts-Gläubigen zum Vorschein.
Jetzt, wo dieses Regen stärker wird, wo der Leichnam im Grab, mit Stein bedeckt und versiegelt, sich zur Auferstehung vorbereitet, jetzt wollen sie anfangen, wie einst Magdalena, diesen mit irdischen Spezereien und Wohlgerüchen vor Verwesung zu bewahren.
Wie aber Magdalena sich täuschte weil sie das Grab leer fand, so werden auch jetzt die Hüter der geistigen Grabstätte Meiner Lehre sich enttäuscht finden; auch sie werden das Grab leer und nur die Linnentücher finden in den sie diesen geistigen Leichnam eingehüllt hatten, doch Der, Den sie dort unter Schloss und Riegel verwahrt glaubten, wird auferstanden sein, wird Seine Anhänger und Jünger Selbst aufsuchen, und ihnen durch Seine Gegenwart wieder neuen Mut und Eifer einflößen.
Wie einst ungläubige römische Soldaten Mein Grab bewachten, so möchten auch jetzt die Richter über Mich und Verächter Meiner Liebelehre zur Ausführung ihrer Pläne die bewaffnete Macht herbeiziehen; allein es ist das alles umsonst, schon bricht der erste Sonnenstrahl hervor und bescheint den Grabesdeckstein, und wie jeder Stein beim ersten Strahl der Morgensonne zu erzittern anfängt und dieses solange fortgeht, bis der Stein ganz erwärmt ist und dann diese Wärme seiner Unterlage mitteilt, so erzittert auch schon dieser Grabdeckel, und dieses Zittern und Bewegen wird sich vermehren, je mehr ihn die Gegner zur ewigen Ruhe verdammen möchten.
Der Strahl der geistigen Liebesonne wird den Stein wegwälzen, die geistig eingeschlafenen Mächte verscheuchen, und diesen samt ihren Mithelfern nur die Linnentücher überlassend den Leichnam neu beleben, und ihn zu seiner ferneren Vervollkommnung auf der Bahn des Lichts weiterführen.
Im Grab herrscht Finsternis, der Lichtgott der ewigen Wahrheit aber will Licht! – Licht aber verbreitet Wärme, und Wärme erweckt Leben.
So wird auch der Leichnam Meiner Lehre aus dem Grab wohin weltliche Selbstsucht und Herrschsucht ihn gelegt haben, auferstehen, Licht, Wärme und Leben erzeugend und verbreitend wo solche vielleicht gänzlich gemangelt haben.
Das ist das geistige Bild der Auferstehung Meiner Liebelehre, die nun bald auf der ganzen Erde vor sich gehen wird.
Ja, Ich werde in dieser Art auferstehen in den Herzen Meiner Gläubigen wenn sie alles Weltliche und Zeremonielle in der Religionsausübung von sich werfen, nur dem Geistigen Meiner Lehre Glauben schenken, und das Geglaubte auch tatsächlich ausüben werden; diese Auferstehung wird der letzte Schritt zum Bruch mit der Welt, und der erste zum Beginn eines geistigen Lebens, zur geistigen Wiedergeburt werden, wo nichts Sinnliches den Menschen mehr zu verführen, noch ihn auf seinen Vergeistigungsweg aufzuhalten vermögen wird. Dann werden Meine Jünger und Anhänger sich erfreuen, und diese Auferstehung wird nicht nur von jedem Einzelnen im Herzen, sondern von der ganzen Menschheit gefeiert werden.


Auferstehung unseren geistigen Ichs

Daher wacht auf Meine Kinder! Öffnet eure geistigen Augen, Ohren und Herzen, der Jesus, Der Selbst am Kreuzesstamm nicht nur Seine Nächsten liebte, sondern selbst für Seine Feinde betete, dieser Jesus soll in euch in Form von Liebe und Duldung auferstehen, und wie die Erde Seine Kirche, Sein Bethaus werden soll, wo Friede, Ruhe und Seligkeit wohnen, so soll euer Herz das Paradies auf dieser Erde sein, wo die Blume der Gottes- und Nächstenliebe blühen soll.
Bereitet euch vor auf dieses Fest der Auferstehung in eurem Herzen, es ist das Fest der Vergeistigung und Verklärung eures eigenen Ichs.
Wie einst Ich verklärt mit vergeistigtem Leib dem dunklen Grab entstieg, so sollt ihr auch verklärt, vergeistigt, gebessert und veredelt Meiner würdig aus eurem Grab weltlicher Leidenschaften und Begierden entsteigen. Wenn auch bis jetzt Welt, Erziehung und gesellschaftliche Verhältnisse euch vielleicht mit Leichentücher umhüllt, euch mit Spezereien und Wohlgerüchen umgeben hatten um euren irdischen Menschen vor Verwesung zu hüten, werft sie weg alle diese unnützen Hilfsmittel, denn sie sind nur Mittel der Materie und nicht des Geistes.
Denkt daran, ihr seid nicht von dieser Welt, ihr wart einst Geist und werdet wieder Geist werden, dort ist eure Heimat, dort winkt euch Der, Der einst für euch den leiblichen Tod gestorben aber wieder auferstanden ist, damit auch ihr Ihm nachfolgend rein wandelt wie Er, und am Ende mit Triumph das Weltliche von euch werfen und geistig auferstehen könnt, und so Ihm im Kleinen vergeltet was Er im Großen an euch getan hat, indem ihr durch die geistige Wiedergeburt zu Seinen Kindern werdet.
Bedenkt was es heißt, ein Kind des Schöpfers und des Herrn der ganzen Welt genannt, und ein Bruder jener Geister zu werden, die diese Schule schon durchgemacht und siegreich bestanden haben, jetzt in ewiger Seligkeit diese immerwährende Auferstehung und das Wiedergeborenwerden ihrer Brüder mit Freude betrachten und mit Bruderliebe daran Anteil nehmen.
So fasst die Auferstehung geistig auf, und wie Ich das Menschliche von Mir streifte nachdem Ich die menschliche Natur überwunden und die göttliche wieder angezogen habe, so tut auch ihr, so wird der Tag eurer geistigen Auferstehung oder Wiedergeburt der wichtigste auf eurer Erdenlebensbahn, der Schlussstein eurer irdischen, und der Grundstein eurer geistigen Mission sein. Amen.


Weiteres zum Osterfest und der Auferstehung Jesu siehe hier.


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