Gottfried Mayerhofer Pfingsten und Jesus nahe Wiederkommen - Gottfried Mayerhofer

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Winke über das große Pfingstfest
Mein lieber Sohn! Du willst etwas Tiefes, Geistiges und Erhabenes von Mir, wie das Wort über Licht, Leben und Liebe. Nun, was du in deinem Brief angeführt hast, war es nicht ebenfalls ein Akt, wo die Liebe Meinen verlassenen furchtsamen Aposteln Licht und Leben brachte; war es nicht in jenem Augenblick, wo Meine Gnade in Gestalt von Flämmchen ihre Häupter umzitterte, und ihre Herzen mit dem göttlichen Segen umflutet wurden, damit sie befähigt waren, das Gehörte und Gelernte so wiederzugeben, wie sie es gehört und gelernt hatten! Mein Geist, der sich dort über sie ausgoss befähigte sie, in verschiedenen Sprachen ohne Schwierigkeiten Meine Lehre zu verbreiten, befähigte sie, mit Taten gleich Mir ihrer Worte Sinn zu bekräftigen, und was tue Ich denn jetzt schon seit längerer Zeit? Habe Ich nicht auch über euch Meinen Geist ausgegossen, damit auch ihr im Stand seid Mein Wort, welches jetzt direkt gegeben in euer Herz fließt, um euren Hunger nach himmlischer Speise zu stillen und auch anderen mitteilen könnt, das was Ich schon vor mehr als tausend Jahren gesprochen, ihr nun neu erklärt und das Verlorengegangene ersetzt erhaltet.
Auch über euch wurde Mein Geist ausgegossen als Zeichen Meiner nie verwelkenden Gnade und nie versiegenden Liebe. Wie Ich in jener Zeit zu Meinen Jüngern kam, nachdem Meine Mission auf Erden geendet und die der Apostel ihren Anfang erst nahm, so ist es jetzt nur umgekehrt der Fall.
Ich gieße Meinen Geist über euch nur als Vorboten Meines nahen Wiederkommens. Dort, ehe Mein Geist sich über Meine Apostel ergoss, erzitterte das Haus, worin sie sich eingeschlossen hatten, durch einen kräftigen Windstoß, und jetzt, wo Ich das selbe bei euch tue, erzittert ebenfalls euer Wohnhaus, die Erde, ob des geistigen Windstoßes, der über alle Länder geht, um die längst eingeschlafenen Geister zum Erwachen zu zwingen.
Was dort nach dem Kommen Meines Geistes, und am Ende Meiner irdischen Laufbahn geschah, wird jetzt vor Meinem Wiederkommen sich ereignen. Dort erzitterte das Wohnhaus in seinen Grundfesten ob des mächtigen Windes, welcher alle seine Bestandteile ins Vibrieren brachte, und jetzt seht ihr, wenn ihr nur ein wenig aufmerksam seid, ebenfalls, nicht eure materiellen Wohnhäuser, sondern die geistige Atmosphäre eurer Erde durch den geistigen Wind erzittern, der – wie bei jedem Sonnenaufgang der Morgenwind – so bei Meiner nächsten Wiederkunft, als ein neuer geistiger Aufgang der größten Zentralsonne der ganzen Schöpfung vorauseilt.
Es erzittern die Gemüter der Menschen. Unbewusst des „Warum“ vibrieren in allen Köpfen und Herzen die tiefsten und kleinsten Fasern des ganzen geistigen Organismus. Alles fängt an, aus seinem langen Schlaf zu erwachen; aber wie es bei den Menschen ist, der plötzlich aus seinem Schlaf geweckt wird, und im ersten Augenblick nicht weiß was er tut, so seht ihr auch jetzt Völker, aufgeweckt durch Meinen geistigen Wind aus höheren Regionen, Handlungen begehen, die keinen eigentlichen Zweck haben, und eher denen eines Schlaftrunkenen gleichen, bis sie mehr erwacht zu sich gekommen sein werden, und ihre Aufgabe instinktmäßig verfolgend auch sich dessen bewusst werden, was sie tun.
So muss der Vorläufer Meiner neuen Ankunft, der geistige Wind, und die Träger desselben Meine Kinder sein, welche die Völker vorbereiten werden auf das, was da nach ihnen kommen wird, wie Johannes in der Wüste durch seine Bußpredigten ebenfalls die Eingeschlafenen aufwecken und vorbereiten musste auf Den, Der nach ihm kam, und Dem er nicht wert war, die Schuhriemen aufzulösen. So siehst du Mein Sohn, und Verbreiter Meines Wortes an die Menschheit, so bist du auserlesen, und noch so mancher unter euch, dieses Ausgießen Meines Geistes beschleunigen zu helfen, damit die geistige Luft gereinigt und für Mich tauglich werde. Reinigen nicht ebenfalls Winde die Lüfte von schädlichen Dünsten? Nun ebenso soll der geistige Luftstrom, der jetzt durch alle Herzen zieht, ebenfalls dort alles Schlechte vertreiben, denn wenn es heißt: „Macht die Tore weit, auf dass der Herr einziehe in Seiner Herrlichkeit!“ (Psalm 24), so will das nichts anderes sagen als „Reinigt eure Herzen, auf dass des Herrn Liebeworte einen guten Ackerboden finden, und Früchte Seiner würdig hervorbringen können.“
So gießt sich jetzt Mein Geist über die ganze Menschheit aus, und wenn ihr gleich weder eure Mission noch die Weltereignisse ganz begreifen und durchschauen könnt, welchen Endzweck sie haben werden, so sage Ich dir, Mein lieber Sohn: Sieh, sie haben alle den Zweck euch von der großen, d.h. geistigen Nacht, in welcher jetzt die ganze Menschheit versunken ist, zum Licht, zu Mir, ihrer eigentlichen Bestimmung zurückzuführen.
Begreifst du denn nicht dieses Gären in allen Gemütern, es braust und zischt, will ausscheiden was fremdartig, und wo in Fässern eingeschlossen der Most nicht gehörig Raum zu seiner Entwicklung hat, da zersprengt er die Fesseln und macht sich frei, richtet wohl auch durch das Zersprengen Schaden, momentanen Schaden, an, aber die ausgegorenen Geister sind geworden was sie wollten, sie sind frei geworden, frei von den hemmenden Fesseln, die sie in ihrer geistigen Entwicklung hindern wollten.
Erschrecke nicht an den Formen der Ereignisse, die du gesehen und noch sehen wirst. Das Böse muss ausgetrieben werden, und kann aber bei seiner Trennung nicht auf friedlichem, sondern auf gewaltsamen Weg für den Anfang ebenfalls nur scheinbar Böses hervorbringen, denn beide Teile werden frei. Das Gute hat durch die Trennung vom Bösen freieren Spielraum, aber auch das Böse ist frei geworden, und geht seinem Hang ebenso nach wie das Gute. Lass diesen Gärungsprozess nur austoben, während desselben siehst du auch beim Weinmost ebenfalls nur Kampf und Zerstörung; aber was ist das Endresultat? Ist es nicht ein klarer, guter, kräftigender Wein? Nun warte den Wein auch in dieser geistigen Gärung ab, und dasselbe wird da ebenfalls sich zeigen: Meine Liebe-Lehre in reinster Form, und wie der Wein den Schwachen stärkt, und ihn für die Arbeit bekräftigt, und seinen Körper mit leichter Wärme zu größerer Tätigkeit fähig macht, ebenso wird auch Meine Lehre die Seelen der übrig gebliebenen Menschen stärken und sie in den Stand setzen, auch Den würdig zu erwarten und zu empfangen, Der diesen herrlichen Wein zu keltern half, auf dass ihr geistiger Leib befähigt werde zur höheren geistigen Arbeit, und zur größeren Seligkeit im Reich der Liebe.
So wird jetzt der Geist über Meine Kinder ausgegossen. Wie sanfte Flämmchen schweben diese Segnungen über ihren Häuptern, über den Häuptern Meiner Auserwählten, wozu auch du, Mein Sohn, schon längst gehörst. Langsam sollt ihr zuerst nur wenige vorbereiten, ihnen den Geist Meiner Lehre verstehen und ertragen lehren.  
Wie einst die Apostel in verschlossenen Häusern, so auch ihr noch verborgen, unbeachtet von der Welt, sollt ihr alle euren Geist stärken, euch fest machen gegen alle Stürme, die da kommen möchten, ihr sollt zuerst erzogen werden, das Geistige als Höchstes und das Weltliche als Niedrigstes zu halten, sollt begreifen lernen, dass auf dieser Welt nichts von Bestand ist, als nur Meine Wahrheit, Meine Liebe, Mein Licht und Mein Leben, sollt ruhig zusehen lernen, wenn alles Weltliche in Trümmer fällt, aber dabei die Versicherung nie aus den Augen verlieren: Aus all dieser Zerstörung und Vertilgung alles Überflüssigen erhebt sich dann geläutert, wie aus der Asche durch das Feuer der Liebe, der Baum der göttlichen Wahrheit. Vorerst finsterer Rauch, dann stets mehr weißer und mehr lichter und leichterer, bis endlich nur leichte Dünste noch den Überresten entsteigen, und die aufgehende Geistessonne, wie bei dem Regen im Herabfallen den Regenbogen mit seinen sieben Farben bildend, so sich in diesen aufsteigenden Dünsten die ersten und letzten Worte Meiner göttlichen Gesetze entwickeln, d.h. die großen Fundamentalgesetze: „Liebt Gott über alles und den Nächsten wie euch selbst!“
So gießt sich dann Mein Geist über alle noch lebenden Herzen, es bricht das geistige Morgenrot an, die Sonne, die ewige Liebessonne geht für ihre Kinder auf um nie wieder unterzugehen, und um den Übriggebliebenen die ganze Fülle ihrer Macht und Kraft fühlen zu lassen. Das ist dann das Pfingstfest für Meine Kinder, welche treu ausharrend stets bei Mir bleiben, und nur in Mir und bei Mir allen Trost und alle Hilfe gesucht und auch gefunden haben werden.
Sieh Mein Sohn! Du, der du etwas Tiefes und Erhabenes und Hohes willst, das ist die Deutung eines künftigen Pfingstfestes und war es auch in jenen Zeiten für Meine Jünger; dort warf Ich den Zunder in die Massen in Form Meiner Lehre, und jetzt glimmt es wieder an allen Orten, der Wind bläst von einem Ende der Welt zum anderen. Niemand weiß, woher er kommt und wohin er geht. Es ist der Wind, den Mein Jünger Johannes in seiner Offenbarung bildlich mit den Posaunentönen ausdrückt, ehe die Zornschalen ausgegossen werden. Die Zornschalen bedeuten die Kämpfe des Altangewohnten mit dem neuen Ungewöhnlichen, sie bedeuten das Ausgießen Meines göttlichen Geistes, seine erste Wirkung und sein Endresultat!
So fahr auch du fort, Verbreiter Meiner Lehre zu sein, du bist ein Sämann; streu Meinen Samen getrost aus, für sein Aufgehen will Ich dann schon Selbst sorgen, und wenn einst bei Mir, sollst du auch mit Mir ob deines Wirkens dich erfreuen, wenn du mit geistigen Augen sehen wirst, was du jetzt nur leise ahnen und mutmaßen konntest. Dort wirst du dein Pfingstfest mit Mir feiern, wirst die Flamme Meines Liebegeistes über deinem Haupt und über denen deiner Brüder und Schwestern erkennen, und wirst trotz aller Verwüstung und Gräuel die Hand segnen, die dich und die Deinigen so glorreich zum Ziel führte!
Was willst du noch Tieferes mehr, blicke in der Zukunft Spiegel, lüfte den Schleier, der noch den Sonnenaufgang verdeckt, und du wirst in aller Glorie – umgeben von Seinen Engeln und Geistern – den Vater kommen sehen, Der – wie die Sonne nach einem Sturm – die Welt wieder mit aller Liebe und Wärme neu erfassen wird, und euch allen zuruft, wie einst Seinen Jüngern im verschlossenen Haus: „Fürchtet euch nicht, Ich, euer Vater, bin es!“ Amen.


Quelle: Pfingstsegen als Licht und Trost fürs Leben, Neu-theosophische Schrift Nr. 36, Kundgabe vom 4. Juni 1871


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