Gottfried Mayerhofer Eheliche Trennung - Gottfried Mayerhofer

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EHE UND FAMILIE

Über die Ehe -
Winke für eine Schwester, die sich getrennt hat
Du willst fragen wegen deiner Schwester, da sie sich von ihrem Mann getrennt hat, ob solches nicht unrecht war? – Um dieses näher zu beleuchten, müssen wir vorerst den Begriff der Ehe feststellen, inwiefern sie geistig geschlossen werden sollte, und wie eigentlich bei euch schon seit langer Zeit in den meisten Fällen selbe vollzogen wird, wie ihr alle nicht nur aus den Verhältnissen der fraglichen Schwester, sondern ähnliche und viel schlechtere da und dort hervorgehen seht. Nun also zur Sache.
Die erste Frage ist, was ist eigentlich die Ehe im geistigen Sinn? – Um euch das klar vorstellen zu können, muss Ich bis zur Schöpfung des ersten Menschen zurückgreifen und euch erinnern, wie in Meiner Haushaltung  euch umständlich kund gegeben wurde, dass Ich bei Erschaffung des ersten Menschen demselben seine Eigenliebe aus dem Herzen nahm, und sie leiblich und geistig unter der Form des Weibs vor ihn stellte. Gut, da nun der Mann als Herr der ganzen Schöpfung zu höheren, edleren Gefühlen, und zu dem Zweck geschaffen wurde einst Mir ähnlich zu werden so viel es einer endlichen Kreatur möglich ist, so sollte er diesen Zweck auch erreichen können und zwar ohne die Eigenschaft, die ihn am meisten daran gehindert hätte, d. i. die Eigenliebe, denn das wisst ihr ja selbst, dass, wo die Eigenliebe allein herrscht, da keine andere Liebe aufkommen kann.
Diese Eigenliebe als Weib, ausgestattet mit allen Eigenschaften, die auf das Herz des Mannes Einfluss haben, als Weichheit des Gemüts, Sanftmut und Demut, und Unterordnung unter den Willen des Mannes, als Träger des männlichen stärkeren Prinzips Meines eigenen Ichs, sollte mit der Zeit, da es auch nebenbei die Trägerin der künftigen Generationen zu werden hatte, in ihrem eigenen Leben in der Vervollkommnung so weit kommen, dass sie dann, sich selbst aufopfernd für das Wohl des Mannes und der Familie, so ihre Eigenliebe ober eigentlich die Eigenliebe des Mannes diesem wieder zurückstellen sollte, aber veredelt, gereinigt von allen irdischen Schlacken, geistig schön, damit selbe zu den edlen Eigenschaften des Mannes auch noch die schönste, stärkste aller, veredelt in seinem Busen aufflammen lasse, jedoch im geistigen Sinn, nämlich dass der Mann sich nur soweit selbst liebt, als er ein Sprössling Meines Ichs ist, war, und ewig sein wird.
Bei dieser gänzlichen Aufopferung des Weibes, oder bei diesem sich vereinen der leiblich-seelisch getrennten Eigenliebe mit den hehren und erhabenen Eigenschaften des Mannes, sollten dann beide ein ganzes komplettes Ich, d.h. zwei Seelen vereint zu einem geistigen Ganzen, Mir alles wieder zurückbringen, was Ich bei der Schöpfung in den Mann hineinlegte, es dann in zwei trennte, und durch beider eigenen Willenskraft und seelischen Anziehung gekräftigt, veredelt wieder vereint sehen wollte, damit sich so dann in der ganzen Schöpfung dasselbe Bedürfnis kund gebe, welches Meinem Vaterherzen das einzige und höchste ist, nämlich nicht allein zu stehen in der ganzen Schöpfung, sondern dass wie Ich all Mein Geschaffenes nur für Meine Kinder schuf, indem Ich sonst liebelos und allein dastehen würde, hätte Ich nicht Wesen, die an Meinen Werken sich freuen, und durch diese anerkennende Freude Mir Meine Liebe wieder zurückgeben; denn ohne diese Einrichtung, wo Ich allein wäre, ohne geistige Wesen um Mich, die Ich mit allen Mitteln heranbilden will um Mich zu verstehen, was wäre da die Liebe, was Mein eigen Ich ohne Mitgefühl anderer, denn Liebe tut ja nichts für sich, sondern alles für andere, oder sollte Ich allein dastehen und Mich bloß selbst lieben, wo wäre da die Göttlichkeit?
Aus eben diesem geht auch dieses Grundgefühl der Liebe bis in die letzten Produkte aller Meiner geschaffenen Wesen über; alles sucht das Mangelnde, alles sucht sich zu ergänzen. Schon der tote Stein zieht den anderen an, d.h. das ihm Fehlende zu einem ganzen Organischen an sich, was später im Pflanzenreich mehr noch sich ausspricht, wo auch dort schon Pflanzen sich liebend aufsuchen und lieber beisammen leben. Im Tierreich spricht sich dieses Gefühl schon noch besser aus, da fängt auch schon das Gefühl der Mutterliebe an sich zu regen, obwohl noch von Meiner Hand geleitet, ohne zu wissen warum, umkleidet die Mutter ihre Kinder mit Dingen, die denselben zur Nahrung dienen sollen, sobald selbe ins äußere Leben treten werden. So sieht man also schon bei den Tieren die Mutterliebe oder schon diesen edlen Funken der Liebe – manchmal und nur leider gar zu oft zur Beschämung des Menschen – sich mehr und mehr entwickeln.
Schon beim Tier seht ihr die Anhänglichkeit beider Geschlechter, das teilnehmende Leid, wenn dem einen Gefahr droht oder gar welche zustößt, den Schmerz der Trennung oder des Verlustes desselben etc., alles dieses lauter Vorspiele der allgemeinen Liebe, die alles Geschaffene wie ein sanfter, säuselnder Wind durchzieht, überall für alle sonstigen Unannehmlichkeiten, die die Verhältnisse des Lebens bei einzelnen Individuen hervorbringen, heilenden, lindernden Balsam für die Wunden bringend, bis endlich im Menschen – versteht es wohl – alle diese schönen Triebe zum Gipfel gelangen, und da Mir ähnlich die edelsten Gefühle, die größte Erhabenheit sich entfalten, und so die zwei Seelen, eine für die andere geschaffen, auf dieser Welt wohl körperlich getrennt, geistig aber vereint, Mein Ebenbild als würdige Schöpfung Meines Ichs darstellen sollten.
Und wie steht aber jetzt der Mensch in seinem Familienleben und in seiner nach Geld und Herrschsucht dürstenden Seele mit der Wahl seiner Gefährtin, die einst mit ihm in eins zusammenschmelzen sollte, vor Mir da?
Das Weib, von Natur aus zarter und weicher, mehr mit dem Herzen denkend, nimmt manchmal die schmeichelnden Worte eines genuss- und herrschsüchtigen Mannes für Wahrheit, glaubt, sie werde von ihm ernstlich geliebt, wobei oft die äußere Erscheinung des Mannen ebenfalls viel zu dieser Täuschung beiträgt sowie auch dessen oberflächliche Kopferziehung, dadurch er im Stand ist, gleich einem Schauspieler alle schönen Eigenschaften und edlen Gefühle zu heucheln, ohne im Geringsten etwas davon wirklich zu fühlen. Das arme Weib glaubt einem solchen geistigen Verführer und wird, statt vor Mir als eins mit ihm dazustehen, durch die spätere Zeit, wo er die Maske fallen lässt, enttäuscht, und fürs ganze irische Leben nur zu Duldungen, Kränkungen, ja manchmal bis zu Misshandlungen verdammt, bis Ich dann einmal Meiner Langmut ein Ziel setze, und das eine oder andere von ihnen abrufe.
Zu dieser Kalamität in eurem sozialen Leben trägt natürlich die Dummheit der Eltern das meiste bei, die glauben, eine Tochter könne keinen Mann finden, wenn nicht der womöglich gefüllte Geldsack dabei steht. Und was ist das Resultat? Der Mann, lüstern nach dem Geld, als dem Mittel zur Befriedigung seiner eigenen leider nur weltlichen Ideen, freit die Tochter als Nebensache, um die Hauptsache, das Geld, zu bekommen, das auf andere Weise nicht zu erlangen war.
Wo ist da die Frage nach der Seele dieses Weibs, wo im höchsten Fall ihr Körper noch in Betracht gezogen wird, und der dann nach den bei euch sogenannten Flitterwochen ebenfalls seinen Reiz verliert, oder der Wahn seiner Anziehungskraft verflittert ist.
Nachdem aber das Seelisch-Geistige doch das erste in Meiner Schöpfung ist, und alle Kombinationen, die der Mensch auch machen will, wenn sie nicht auf Geistiges gegründet sind, sich in der Zeit selbst strafen, so geschieht es auch bei solchen Verbindungen, dass dann statt vereint die Herzen in Liebe zu Mir auflodern zu lassen, jedes in den meisten Fällen nicht für Mich, noch auch füreinander, sondern jedes für etwas anderes erbrennt als es eigentlich sollte.
Kinder aus einer solchen Ehe lernen dann aus dem Benehmen ihrer Eltern das Schlechte, und benutzen es für ihr künftiges Leben weil sie glauben, dass das, was ihre Eltern getan, sie auch tun dürften, und so geht die Demoralisation von einem Geschlecht zum anderen; immer mehr entband und entbindet sich das Weib der Führung des Mannes nachdem sie sieht, wie derselbe seine ihm von Mir gegebenen Eigenschaften missbraucht; statt Liebe und Ergebung tritt Hass und Verachtung, höchstens sinnliche Begierde ein, das Weib will dem Mann seine von Mir diesem anvertrauten Rechte nehmen, statt zu gehorchen will sie herrschen, und da in ihrem Herzen, die Leidenschaften einmal angefacht, weit stärker sind als beim Mann, die derselbe noch eher zügeln kann, so kamen oder sind die jetzigen Zustände gekommen, wie ihr sie leider nun überall seht.
Das Weib will sich rächen für den großen Missgriff, den der Mann an ihrem Geschlecht gemacht, und so statt dass Ich vereinte Herzen einst Mir zuführen sehen sollte, kommen unter so vielen Hinübergegangenen die meisten nur als isolierte Finsterlinge, getrennt und leer drüben an, deren ganzes Wollen und Streben ein verfehltes war, um dort erst das Ergänzende herauszufinden, wo dann Ich, der Herr und mitleidige Gott, ihnen das Mangelnde Selbst zuführe, und sie für langes Dulden auf dieser Welt durch ein ewig seliges anderes Leben entschädige.
Meine liebe Tochter, auch dir ging es so wie vielen anderen deines Geschlechts, auch du lebtest im Wahn, ein Lamm zu deinem irdischen Gefährten zu wählen, und hast einen Wolf in Schafskleidern in ihm gefunden; sei aber darob nicht gekränkt, und mache dir weiter keine Gewissensbisse, sieh Ich, der Allsehende, Der alles weiß und kennt, weiß auch aus allem Bösen, das die Menschen aneinander verüben, immer das beste Interesse für Mich heraus zu filtrieren, und so ist am Ende manches Unglück, das dem einen oder dem anderen begegnet, nur die Fundgrube eines geistigen großen Fortschritts auf Meinem göttlichen Weg, den ja doch schließlich alle Menschen gehen müssen, ob hier oder dort; sieh, das ist eben der Triumph Meines Regiments, dass alles was da geschieht, doch am Ende auf keinen anderen Weg führt, als zu Mir.
Die Menschen mögen in dem Irrgarten des irdischen Lebens noch so viel herumlaufen wie sie wollen, es gibt doch eine Straße, die alle Knoten dieser Irrwege vereinigt, und das ist der Weg zu Mir, den selbst der Satan noch machen wird müssen, so arg er sich auch dagegen sträuben wird.
Der Weg der Liebe ist und bleibt der einzige, weil eben die Liebe das ist, was alle Schöpfung mit Mir verbindet. Würde sich dieses Band lösen, so müsste die Schöpfung in Trümmer gehen, und so viel könnt ihr Mir doch zutrauen, dass Ich als höchstes Wesen nicht etwas geschaffen habe, was etwa einer Reparatur bedürfte oder gar der Zerstörung unterläge.
Sieh, Meine liebe Tochter, wärst du nicht so behandelt worden von deinem Gemahl, so wärst du nicht da, wo du jetzt bist; alles Böse und Unangenehme, was er dir antat, verwandelte Ich in Segen für deine Seele. Auch er wird noch so manches erdulden müssen bis er reif ist zu etwas Besserem; aber kümmere dich nicht darum, lass das Mir über, Ich, Der den Welten ihre Bahn anweist, aus denen sie nicht entweichen können, werde doch wohl auch einen halsstörrigen Mann zur rechten Zeit auf den Weg bringen, der auch ihn wie noch viele andere Verirrte, endlich doch zu Mir führt, ob das nun hier oder jenseits geschieht, daran liegt ja wenig, die Ewigkeit ist lang, und da findet jeder Zeit über seine Zustände nachzudenken, und dann zu wählen, den kürzeren oder den längeren Weg.
Geh du nur deinen Weg fort den du jetzt eingeschlagen, Ich habe dich auf denselben geführt; jetzt wo du weißt, dass er der rechte ist zu meinem Vaterherzen, lass nicht ab von ihm, und das Übrige werde schon Ich besorgen, machte Ich ja doch Millionen und Millionen Geister selig, da sie sich Mir anvertrauten, so wird auch für dich schon das Rechte herauswachsen aus dem Garten Meines Herzens, ein Blümchen, das dir am liebsten sein und dich für alles auf dieser Welt Ausgestandene entschädigen wird; deswegen auf Mich vertraut! Das Übrige ordnet gewiss zu deiner Zufriedenheit Der, Der auch die Spatzen auf dem Dach nicht vergisst.
Meinen väterlichen Segen dir, Meine Tochter, und euch allen! Amen, Amen, Amen!


Quelle: „Allgemeine und besondere Lebenswinke für innere und äußere Verhältnisse und Zustände“, Neu-theosophische Schrift Nr. 39, Kundgabe v. 9. April 1870


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