DIE GEISTERWELT
Schutzgeister
Im Jenseits ist „die Beschäftigung der Geister [Verstorbener] meistens nur entweder ein vergebenes Hervorrufen der irdischen verlassenen Zustände oder ein Sehnen nach hinterlassenen Geliebten auf Erden oder ein Drang, den verirrten Menschen auf ihrem Leben durch geistigen Einfluss, inwieweit er sich mit der Freiheit der Menschen verträgt, zu dienen durch Mahnungen, Ratschläge, selbst bei Zulassung oft von Gefahren durch direkten Schutz ihm zu helfen, damit er seine Mission ganz vollenden kann, und nicht unreif ins andere Leben hinübergehe.
Diese Geister also, welche sich dieses Begleiten von Menschenseelen auf ihrem Lebensweg zur Aufgabe erbeten haben, nennt ihr Schutzgeister, und eben solche waren es, die deine verstorbene Schwester bei letzter Versammlung neben sich sah, wo sie mit dir in direkte geistige Verbindung gesetzt, dir diese Antwort gegeben, die dich zur Bitte um Aufklärung veranlasste. Dass sie aber selbe nur als Wolken mehr oder weniger leuchtend sah, dass sie sagte, sie selbst habe nur die Form einer Wolke, dieses rührt von dem mehr oder minder entwickelten geistigen Auge her.
Seht, ihr schreibt und sprecht mit Geistern, hört sie klopfen und lärmen, und seht sie nicht. Warum? Weil euer Auge nicht dazu geschaffen ist, feineres zu sehen. Euer Auge sieht ja die Luft auch nicht, und der Geist in seinem Seelenkleid ist noch leichter umkleidet, auch ist es einem jeden Geist stets freigestellt, anderen niederen Geistern sich zu zeigen oder nicht.
Aus der Lichtstärke, wie sie dir deine Schwester beschrieben, geht hervor, dass es gute, den höheren Stufen angehörige Geister waren, denn je höher die geistige Ausbildung eines Geistes, desto lichter, d.h. je hellsehender ein Geist, desto leuchtender sein Gewand ist.
So, könntet ihr z.B. Mich sehen, ihr Meinen Glanz nicht ertragen würdet, da Meine Umkleidung, ebenfalls Meinem Inneren anpassend, ein Licht ist, von dem ihr nie einen Begriff als erschaffene Wesen je haben könnt.
Nachdem im ganzen Geisterreich der Fortschritt nur darin besteht, dass ein Geist eben aus Liebe dem anderen, der es nicht weiß, Meine Worte, Meine Schöpfung erklären will, und durch selbes ihn zur Liebe, zur nie endenden Liebe entflammen will, umso die Freude des eigenen Genossenen in anderen widerspiegeln zu sehen, so wird auch diese Bitte mancher Geister, welche Menschen beeinflussen, sie zu besseren höheren Stufen bringen wollen, ihnen gern gewährt, weil es ein Akt der Liebe, ein Akt der Verleugnung, der Aufopferung ist, welchem ein solcher Geist sich unterzieht, indem er den kurzen geistigen Weg der eigenen Aufklärung verlässt, und nur anderen helfen will, während er selbst oft noch viel mehr Hilfe braucht.
Die Menschen könnten wohl durch eigene Erfahrung klug werden und hätten nicht nötig, dass Geister, welche die Schule des Lebens schon durchgemacht haben, wieder auf diese finstere Erde zurückkehren, um durch oft vergebenes Warnen und Mahnen einen eigenwilligen Menschen bessern zu wollen.
Allein eben in dieser Schule lernen die Geister selbst mehr erst Meine eigenen Eigenschaften, besonders die Nachsicht mit den Fehlern des Schwächeren kennen, und erstarken auf diese Weise in ihrer geistigen Tätigkeit, die sie dann zu schwereren Aufgaben fähig macht. So wie in der Welt auch das Schlechteste zum Guten verhelfen muss, zum Guten nach Meinem Sinn, so müssen auch den Geistern ihre Lieblingsideen und deren Befolgung oder Nachgehen ihnen erst die Augen recht aufmachen, wenn sie sehen, wie irrig und schwach ihre Begriffe waren, wo sie oft glaubten, auf dem kürzesten Weg zu sein, während sie irrtümlicher Weise den längsten eingeschlagen hatten.
Nachdem aber eine Ewigkeit den geschaffenen Wesen anberaumt ist, um ihre ganze Mission als Geister zu vollenden, so hat es nichts zur Sache, wenn auch erst einige hundert Jahre geistigen Abmühens sie endlich zu dem Resultat führen, dass dieses nicht der rechte Weg zur Vervollkommnung gewesen ist.
Frei erschuf Ich die Geister und die Menschen, und frei sollen sie bleiben, frei sollen sie selbst entscheiden, welchen Weg und auf was für eine Art sie Liebe erhalten, Liebe geben und Liebe ausüben wollen, nur so können sie sich der Abkunft einst bewusst werden und ihre Mission ganz begreifen, welche je höher sie steigen, umso mehr von ihnen fordert.
Hier liegt als die große Aufgabe Meiner Geisterwelt, aus Liebe sich dort hin zu begeben, wo Hilfe nötig ist, und so für Mich und durch Mich das Bittere zu lindern, und Trost und Segen zu bringen, wo Geister als Brüder die Bruderhand erreichen möchten.
Im ganzen Geisterreich, wo tagtäglich Tausende ankommen, dort gibt es Arbeit genug, dem Verirrten vorerst begreiflich zu machen, wo er ist, was er zu tun hat, und wie nun seine Verhältnisse sind.
Die edelsten größten Geister machen es sich oft zur Lebensaufgabe, verstockte Sünder, Ungläubige und Materialisten langsam nach und nach eines Besseren zu belehren, es genügt nur, dass ein Geist den Willen zeigt, Lehre annehmen zu wollen.
Eure sogenannten Schutzgeister verschmähen kein Mittel, euch in sanften Mahnungen oft euer Gebaren im rechten Licht zu zeigen.
Ihr nennt es Gewissen, was oft auch gegen eure Willkür seine Stimme erhebt und euch Vorwürfe macht über dies und jenes, wo ihr hättet anders handeln sollen als ihr wirklich gehandelt habt.
Meine Kinder, es ist oft der Geist eines Engels, der, um höher zu steigen, sich der Mission unterzogen hat, ein halsstörriges Kind der Erdenwelt zu einem willfährigen der Geisterwelt zu machen. Wie viel Trauer, wie viel Leid bereitet ihr oft einem solchen Geist, der, das Herz voll Liebe zu Mir, voll Liebe zu euch nichts unterlässt, soweit es erlaubt ist, zu zeigen, wie ihr handeln, wie ihr denken solltet.
Es gehört eine große Überwindung dazu, sich dieser Mission von Seiten eines Geistes zu unterziehen, allein die Liebe, kennt sie denn Grenzen der Aufopferung? Kennt sie denn das Gewicht der Schmerzen und Leiden? Für sie ist alles leicht, sobald es sich darum handelt, ein liebendes Herz mehr zu den Seinen zu zählen, und so, hättet ihr geistige Fernsicht, würdet ihr sehen, welche Massen von Geistern verschiedener Stufen auf dieser kleinen Erde sich die saure Laufbahn erwählt haben, welcher auch Ich Mich einst unterzog, der Menschheit ihre Würde wiederzugeben, wo sie den einzelnen Individuen gern einprägen möchten das Gesetz der Liebe, der Duldung und der Aufopferung, welches allein in den Worten liegt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
Ich lasse eure spiritistischen Sitzungen zu, lasse es zu, wie Geister verschiedener Gattung zu euch kommen, um euch aufmerksam zu machen, nicht allein dass hinter oder nach dem irdischen Leben eine große Geisterwelt mit ganz anderen Fragen, Verhältnissen und Bedingungen steckt. Ich lasse es zu, euch zu zeigen, dass selbst ihr hier im irdischen Leben, im materiellen Verband, inmitten unter dieser Geisterwelt euch befindet, von ihr beeinflusst, geführt und oft beherrscht werdet, damit ihr aus all dem entnehmen könnt, dass auch ihr nicht materielle Erden-, sondern mehr geistige Weltbürger seid, und nicht erst abwarten müsst bis das materielle Kleid, euer Körper, durch den Tod euch genommen wird um ins Geisterreich zu gelangen, sondern dass ihr hier schon längst tief im selben steckt, mit ihm verbunden seid, und es nur einen ruhigen aufmerksamen Blick braucht um die große Kette zu erkennen, welche bei Mir anfängt und bei Mir wieder aufhört, wie ein endloser Ring die ganze geistige und materielle Schöpfung umgebend, eines aus dem anderen herausbildend, und eines in das andere langsam hinüber führend.
Liebe ist der Beweggrund, welcher Herzen zu Herzen, verwandte Seelen zu gleichgestimmten führt, und Liebe ist es, die von der Wiege angefangen, dem Säugling aus der Mutter Auge entgegen lächelt, und am Sterbebett die starren Augen zudrückt, während ein Geist, der liebend dieses Menschenkind auf seinem Lebenswandel begleitet hat, ihm die geistigen öffnet, damit die menschliche Seele nicht vergesse, dass Liebe nicht sterben kann, sondern, wenn Liebende am Grab Tränen des Schmerzes weinen, andere Liebende an der Grenze des Geisterreichs den müden Wanderer mit Tränen der Freude empfangen, umso mehr, wenn ihre Mission gelungen ist.
Daher seid aufmerksam auf die Stimme eures Gewissens, folgt ihr so viel es tunlich ist, es ist oft die Stimme eines Engels, eines Führers und auch oft die Meinige! – Nicht umsonst habt ihr es ein ‚Gewisses‘ genannt, erkennt es als solches und handelt stets so, dass die Geisterwelt, die mit euch verbunden ist, die mit euch lebt, euch führt und ratet, mit eurem Gebaren zufrieden sein möge.
Dies ist Mein Wunsch, denn nur so erleichtert ihr die Sendung derjenigen Geister, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, an eurem Wohl und Wehe steten Anteil zu nehmen. Amen.“
Quelle: "Wahrheit über Spiritismus", Neu-theosophische Schrift Nr. 41, Auszug aus der Kundgabe vom 20. Januar 1875