Gottfried Mayerhofer Naturmäßige Lebensweise - Gottfried Mayerhofer

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KRANKHEIT UND HEILUNG

Naturmäßige Lebensweise
„Mein lieber Sohn, du hast dich mittelst schriftlicher Bitte an Mich gewendet, um Hilfe und Rat zu erfahren wegen deiner kranken Pflegetochter. Um deinen Glauben zu bestärken, will Ich dir auch antworten, und so wisse denn, dass, wenn man auf einer Seite schadhafte Stellen ausbessert, und auf der anderen Seite wieder Schaden verursacht, nichts Gutes herauskommen kann.
Der Arzt, welcher deine Pflegetochter behandelte, und mittelst Eisenpräparaten ihre gestörten Unterleibsfunktionen regeln wollte, und diese auch teilweise in Ordnung gebracht hat, erreichte so wohl öfters seinen Zweck; allein, indem er dieses Übel nur untergrub, und ihm die Stütze raubte, damit hat er dasselbe nicht vertilgt; und sobald die Natur oder der ganze Organismus von der Schwächung durch Arzneimittel sich erholt hatte, so zeigte sich das Übel wieder. Um nun diesem Übel gänzlich den Garaus zu machen, so muss Ich ein wenig mit dir in weitere Details eingehen, damit du auch meine Heilmethode richtig auffassen kannst.
Sieh, mein Kind, das weibliche Geschlecht hat drei Hauptphasen in seinem Leben durchzumachen, welche Veränderungen aber nie so unbemerkbar vor sich gehen, und manchmal sogar von anderen organischen Fehlern unterstützt dem leidenden Körper verhängnisvoll werden können.
Von der Geburt an bis zur Entwicklung des jungfräulichen Alters ist das Mädchen, obwohl schon mit allen Apparaten für ihren zukünftigen Beruf ausgerüstet, doch eigentlich geschlechtslos, d.h. es schlafen alle Triebe für spätere Zwecke, und auch die dazu bestimmten Organe verhalten sich leidend oder passiv, während der übrige Teil des Körpers sich entwickelt.
Sobald also der Zustand des jungfräulichen Lebens herannaht, so tritt eine Veränderung aller Funktionen im weiblichen Körper ein, um das aufblühende Mädchen zu dem geeignet zu machen, zu was sie von Mir bestimmt war, da ich das Weib als Fortpflanzungsorgan der Menschheit in die Welt setzte.
Diese gänzliche Umwandlung bringt die zweite Phase im weiblichen Körper- und Seelenkomplex.
Wenn dann die Jungfrau als Weib ihre Mission erfüllt hat, so tritt im vorgerückten Alter die dritte Phase ein, nämlich das Weib als Mutter geht wieder, wenigstens in ihren inneren Funktionen in die erste Phase der Geschlechtslosigkeit, oder wie hier besser gesagt, in die fernere Unempfänglichkeit zurück.
So wie das Eintreten in den Jungfrauenstand, und auch das Austreten aus dem Mutter- oder gebärungsfähigen Zustand durch eine gänzliche Umwandlung in den bis dorthin tätig gewesenen Funktionen bedingt ist, so treten dabei häufig Störungen, krankhafte Erscheinungen und andere missliche Symptome auf, je nachdem das Individuum naturmäßig gelebt hat oder nicht, denn diese Störungen beim vorgerückten Alter, meistens von eigenen Fehlern herrührend, sind bei dem ersten Eintreten in die empfängliche Zeit oft auch Schuld angeerbter oder von Mutter auf Kind übertragener Fehler, sind aber ebendeswegen nur durch eine gänzliche Umwandlung der bisher geführten Lebensart gründlich zu heilen. Denn sieh Mein Sohn, alles was den menschlichen Körper erhält, ihn aufbaut, von ihm eingesogen und ausgeschieden wird, alles dieses ist Produkt der Lebenskraft des Bluts; wenn nun das Blut von verdorbenen Säften angefüllt, dieselben an gesunde Organe abführt, was kann anderes entstehen, als dass das Organ selbst dann krank wird, und seine Funktionen nicht in dem Maß erfüllen kann, als es der ganze menschliche Organismus von ihm erheischt; in den Organen aber tritt der Mangel an gesunder, naturgemäßer Nahrung und Lebensweise erst sichtbar auf.
Nun der gewöhnliche Arzt will das Organ zumeist dadurch heilen, indem er es zu größerer Tätigkeit reizt, er vergisst aber dabei ganz, dass im Grund nicht das Organ, sondern das in selbes einströmende Blut es ist, welches diese Störung hervorbringt; und so gleicht er einem Mann, der in einem Krug die Löcher verstopfen will, die ein dahin einfließendes zerstörendes Element verursacht, während er statt dessen den Inhalt mit anderen Flüssigkeiten austauschen sollte, wo dann sein Flicken wohl eher nachhaltig sein würde.
Nun, deine Pflegetochter leidet eben an den Störungen der herannahenden Umwandlung zum nächsten, reiferen Zustand, und um selbe zu heilen, ihr dieses Eintreten zu erleichtern und sie für den nächsten Zustand geeignet herzustellen, musst du auch daran denken, ihr Blut von unreinen Elementen zu reinigen, denn was sich an ihr zeigt, sind ja so nur die Ausscheidungen, unreine Substanzen, die die Natur ausstoßen will.
Das Blut aber zu reinigen heißt nicht medizinische Reinigungsmittel zu gebrauchen, sondern das Kind auf naturgemäße Lebensordnung zurückführen, von allen reizbaren, verdorbenen Speisen fern halten. So wird dann das Blut nach und nach von den schlechten Stoffen gereinigt, führt den Organen bessere Betriebsmittel zu, und die Ausscheidungen gehen natürlicher und auf geregeltere Weise vor sich, das Organ wird selbst wieder und mit ihm alle anderen mit verbundenen des ganzen Organismus.
Nun jetzt kommt, wie du es anfangen sollst, dass diese Reinigung sich bewerkstelligen lässt. Auch hier will Ich dir deutlichen Aufschluss geben, um deine langst angewohnten Vorurteile teilweise zu bekämpfen; sieh, gut genährt zu sein, vieles und oft zu essen, ist nicht immer der Gesundheit zuträglich. Der menschliche Körper braucht bei weitem weniger zu seiner Erhaltung als ihr im allgemeinen wähnt, das in selben hineingeschoben werden muss.
Die naturmäßige Lebensart, ohne Fleisch von getöteten Tieren, ohne reizende Gewürze, ohne Kaffee, Wein oder Bier würde die Menschen bei weitem gesünder erhalten, als wie nun bei üblicher Lebensart die meiste Zeit eures Lebens mit Essen und Trinken zuzubringen.
Deswegen befolge du bei deinem Pflegekind eine naturgemäße Diät, lass alles sogenannte Nahrhafte, Reizbare hinweg, gebe ihr schwarzes Brot und reife Früchte, und das Übel wird sich verringern, und mit der ganzen Folge von Unterleibsstörungen mit der Zeit ganz verschwinden. Führe sie oft ins Freie, frische Luft und mäßige Bewegung in derselben beschleunigen und erleichtern die Ausscheidungen, stärken die Organe und beleben das Blut. Dieses sind Meine Medikamente welche Ich für die Menschen schon seit undenklichen Zeiten geschaffen habe; und es ist nur dem verkehrtesten Begriff von euch selbst zuzuschreiben, wenn ihr, statt Elementen und Ausflüssen der Liebe und Gnade als Mittel aus geistigen Quellen, euch mit Arzneien aus der gröbsten Materie, mit Giften und Sauren, das Leben, statt es aufzubauen und zu erhalten, verkürzt und zu Grunde richtet, und dadurch euch dem frühen Tod überliefert.
Folge Meinem Rat, und du wirst bald sehen wer Recht hat, eure Doktoren oder Ich, der Allerweltsheiland. Amen.“

Quelle: „Heil-, Diät- und Lebenslehrwinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 48, Kund-gabe v. 13. Juni 1872


„Mein lieber Sohn, du rufst Mich an mit den Worten aus Meinem irdischen Lebenswandel, bittet, so wird euch gegeben, und so will Ich denn auch dir angedeihen lassen, um was auch ein jedes Kind seinen Vater bitten kann, d.h. um eine aufklärende, verlässliche Antwort.
So höre also: Was deine Pflegetochter anbelangt, so wird sich ihr Übel schon mit der Zeit heben, für sie genügt eine wo möglich einfache Lebensart, die der Entwicklung des weiblichen Organismus nicht hinderlich ist.
Du würdest sehr gut tun, wenn du das Grahambrot, wie die sogenannten Vegetarier es heißen, nämlich nach seinem Erfinder Graham, ihr zum Essen verabreichen würdest; es ist nahrhaft und besitzt die meisten Elemente, welche zum Aufbau des menschlichen Körpers nötig sind; auch Früchte, so viel du ihr geben kannst, sei es natürliche oder gesotten oder gedünstet, wären für ihren Zustand sehr angemessen, sie würde dadurch weniger Wasser trinken, welches ja so in euren Städten schon längst alles Heilsame verloren hat, und würde sich begnügen mit dem Wasser, welches Ich in den Früchten für Meine Kinder auf Meinen eigenen Wegen zubereite.
So nach und nach deine Pflegetochter an eine naturgemäße einfache Lebensart gewöhnend, wird ihr Geschlechtswechsel ohne Störung vor sich gehen, und sie sich dann einer beständigen Gesundheit erfreuen.
Was deine zweite Bitte wegen dem angenommenen Knaben anbelangt, so ist auch bei diesem neben der Geduld und Liebe auch die physische Lebensart einer der Hauptfaktoren, wodurch du ihn zur leichteren Fassung des zu Erlernenden bringen kannst. Denn sieh, Ich will dir dieses praktisch erklären, sieh einmal ein Klavier aufmerksam an, so wirst du dort gewahren, dass selbes aus kleinen Hämmerchen besteht, welche auf metallene Saiten schlagen, und dass dann der Resonanzboden eigens geformt, die Art des Holzes, die Saiten, die Bekleidung der Hämmerchen, alles miteinander erst einen Ton hervorbringt, sobald auf die Tasten des Klaviers gedrückt, dieser Organismus in Bewegung gesetzt wird. Dass nun diese Töne aber auch dem Ohr angenehm werden, so muss in den Saiten, ihrer Länge und Spannung gemäß eine gewisse Harmonie derselben erzielt werden, damit die hervorgerufenen Töne dem Ohr angenehm, und den Gesetzen einer höheren Ordnung gehorchend eine Wirkung hervor-bringen müssen, die den gebildeten Menschen ansprechen kann.
Nun sieh, was das dir jetzt beschriebene Klavier ist, das ist auch der menschliche Organismus, auch er besteht aus verschiedenen Leitern und anderen Apparaten, wie die Sprachwerkzeuge, durch deren Zusammenwirken es der Seele möglich ist, das der Außenwelt mitzuteilen, was sie im Inneren hegt; auch beim Menschen wie beim Klavier kann eine wohlgeübte Hand nur dann ihre Gefühle ausdrücken, wenn der ganze Bau harmonisch gestimmt ist, und der größte Klavier Virtuose wird da umsonst all seine Kräfte anspornen, wenn das Klavier verstimmt ist und mehrere Hämmerchen nicht anschlagen, den Zuhörern begreiflich zu machen, was er fühlt oder denkt.
Bei schwachsinnigen Menschen ist es also ebenfalls nicht die Seele oder der Geist, welcher unfähig ist zu fassen und zu lernen, nein, es sind die Organe, deren er sich bedienen will, die krank, mangelhaft und schwach sind, und den Forderungen nicht entsprechen.
Wie man im gewöhnlichen Leben jemandem raten würde, willst du eine gute Musik hören, so verschaffe dem Spielenden ein gutes, wohl gestimmtes Instrument, so heißt es auch im menschlichen Körperbau, willst du eine tüchtige, leichtfassende Seele haben, so verschaffe ihr einen gesunden Körper.
Sieh, Mein Kind, im menschlichen Körper sind die Hämmerchen des Klaviers die Nerven; diese sind die Leiter, wie bei euch der Telegraphendraht. Haben diese Leiter das nötige Lebensprinzip und können sie leicht weiter befördern was ihnen mitgeteilt wird, so ist die Wechselwirkung von der Außen- zur Innenwelt, und von der Innen- zur Außenwelt sehr leicht zu bewerkstelligen und normal, sind diese Leiter träge, so geschieht dieser Prozess langsamer oder manchmal gar nicht.
Nun, die Nerven, von was werden sie denn genährt und in Tätigkeit erhalten? Wer gibt ihnen entweder leichte oder schwere Substanzen als Förderer ihrer Mission? Sieh, Mein Kind, das ist das Blut; das Blut nährt die Nerven, so wie es den ganzen Körper erhält. Das Blut nun, durch was wird selbes leicht oder träge? Durch die Elemente Licht, Luft und Nahrung. Um also die Nerventätigkeit zu erhöhen um der Seele ihr Instrument tüchtig zu ihrem Gebrauch zu machen, muss bei den ersten Grundfaktoren angefangen werden, es muss eine geistig und körperlich naturgemäß geregelte Diät als Norm angenommen werden um als Endresultat einen gesunden Körper der gesunden Seele zu geben.
Diese Diät besteht erstens in vieler Bewegung in freier Luft, in der Wärme Meines Sonnenlichts, denn die ersten Beleber eures Bluts sind reine Luft und die anregende Einwirkung von Sonnenwärme und Sonnenlicht; zweitens, die Speisen und Getränke, je einfacher desto nahrhafter, und endlich drittens die Waschungen des ganzen Körpers mit frischem Wasser.
Durch die Haut wird die Tätigkeit des ganzen Organismus vermehrt, durch die Bewegung der Stoffwechsel beschleunigt, und durch Mein Sonnenlicht und Wärme Neues im Überfluss zugeführt.
So, auf diese Art werden alle Organe zur Tätigkeit angeregt, die Maschine stets im Gang erhalten, und der Seele auf diese Art ein tüchtiges Werkzeug bereitet, mit welchem sie ihre Mission erfüllen kann.
Daraus magst du ersehen, das nicht durch oftmaliges Einbläuen des Gesagten die Gehirnnerven stärker werden, sondern durch den geregelten Stoffwechsel werden die Elemente der Nerven selbst mehr fähig gemacht ihre Funktionen leichter zu erfüllen.
Fang also du, Mein Sohn, mit der Grundlage an, regle den physischen Lebensgang deines dir anvertrauten Knaben, und du wirst eher ein günstiges Resultat erzielen, als wenn du tagtäglich sein ohnehin schwaches Gehirn noch mehr schwächst; such nicht am Dach, was im Grund des Gebäudes zu finden ist, und du wirst die besten Resultate erlangen.
Du verlangtest von Mir geistige Gaben für dein Pflegekind, allein die geistigen Gaben sind nur durch materielle Mittel erst sichtbar. Stimm vorerst das Klavier, und dann wird der Spieler dir schon auch erwünschte Melodien vortragen können; aber ohne gestimmtes Klavier, wollte Ich Selbst spielen, so brächte Ich samt Meiner Gottheit ebenfalls nur Dissonanzen und haarsträubende Töne hervor. So viel dir zur Danachachtung.
Suche deine Aufgabe als Erzieher dieses verwaisten Wesens mit Liebe zu lösen, bist du geduldig, so wird es auch an Meinem Segen nicht fehlen. Amen.“

Quelle: „Heil-, Diät- und Lebenslehrwinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 48, Kundgabe v. 5. August 1875


„Nachdem du Mich anflehst um die Mittel, diesem Bruder eine Erleichterung in seinem Leiden zu bringen, so schreibe nun und sage ihm: Ich weiß wohl, wo es ihm fehlt, und er weiß, warum es ihm fehlt, und so haben wir zwei uns keine Generalbeichte abzulegen. Da er aber schon seit längerer Zeit mürbe gemacht durch seinen hilflosen Zustand Mich um Hilfe bittet, so will Ich denn Gnade für Recht ergehen lassen und ihm den Weg zeigen, wie er dieselbe von Mir erlangen kann, und was er für sich selbst vorerst tun soll, auf dass Mein Segen fruchten soll. So höre:
Bei seinem Übel ist die Tatlosigkeit der Bewegungsnerven das Haupthindernis. Um nun dieses zu beseitigen, so müssen die Nerven durch besseres Blut ernährt werden, und dazu gehört eine für ihn vielleicht starke, aber notwendige Verleugnung seiner Hauptgewohnheiten; denn Ich kann sein Blut nicht verbessern, wenn er jeden Augenblick zu dessen Vergiftung besonders durch Tabak und Kaffee beiträgt.
Als das Erste ist das Sprichwort: Hilf dir selbst, und dann werde auch Ich dir helfen. Es müssen also obengenannte Gegenstände nebst allem Sauren, Gesalzenen und halbverwesten Speisen, wie Käse, Heringe, Schinken etc. vermieden werden. Sodann wirst du, unterstützt von Meinem Segen, ihm ein leinenes Tuch magnetisieren, welches in Form eines Kreuzes ihm auf den Rücken gebunden werden soll, und zwar so, dass genau nach dem Lauf des Rückenmarks der längere Teil sich ausdehnt und oben um den Hals gebunden, der quer-laufende Teil um die Hüften am bloßen Leib befestigt wird.
Durch dieses magnetisierte Band in Form eines Kreuzes werden die untätigen Nerven zu neuer Tätigkeit belebt, und mit strenger Einhaltung der vorgeschriebenen Lebensweise wird er sodann in kurzer Zeit eine kleine Erleichterung fühlen, d.h. er wird teilweise ein oder das andere Glied  bewegen können.
Nachdem aber auch bei euren menschlichen Heilmitteln und Ärzten das Vertrauen der wichtigste Hebel zur Wirkung der gegebenen Arznei ist, so muss auch er in Mich, als ersten Arzt der Welt, sein ganzes Vertrauen setzen. Mit inbrünstigem Gebet muss er sein ganzes Schicksal in Meine Hände legen, und dann geduldig abwarten, wie und wann Ich die gehoffte Linderung eintreten lassen werde.
Auch jetzt betet er, es ist aber nicht das rechte Gebet, wie Ich es will und es Mir angenehm ist. Es muss nicht mechanisch sein, es muss Mir als Geist entsprechend ein geistiges Gebet sein, nur dann dringt es bis zu Mir, es muss mit dem Herzen und nicht mit den Lippen vollführt werden.
Um zu diesem Gebet aber den Weg zu finden, so soll er zuvor über sein ganzes Leben etwas nachdenken, soll da in der Vergangenheit sein eigenes Leben betrachten, wie er sich gegen Mich verhalten, wie er Meine Gnade geachtet oder missachtet hat, wie er endlich nach so vielen Fehlern gegen Mich, gegen seine Seele, und endlich auch gegen seinen Körper, bis dorthin gekommen ist, wo er sich jetzt befindet.
Wenn ihn dann so eine recht herzliche Reue überkommt, wenn er klar einsieht, wie sehr und wie oft er gegen Mich gefehlt, wenn er dann klar begreifen wird, dass es noch hätte schlechter kommen können als Strafe für seine Fehler, dann stehe er zu Mir, bekenne vor Mir offen seine Schuld, bekenne wie wenig er diese Langmut seines Vaters verdient hat, Der ihm jetzt noch im vorgerückten Alter wieder die Hand bietet, um den längst verlorenen Sohn zu retten.
Wenn er so zerknirscht vor Mir dasteht, Meiner Gnade und Meiner Huld alles überlassend, dann werde Ich neues Leben erst in seine Seele, und durch diese in seinen Körper einfließen lassen; und mit seinem heiligen Versprechen, jetzt alle weltlichen Ideen fahren zu lassen, und nur sein geistiges Heil suchend, wird er dann bald fühlen, was es heißt, auf seinen himmlischen Vater vertrauen, Der ebenso, wie ein Vater auf eurer Erde, ein flehendes Kind nie zurückweisen wird.
Hier liegt der Weg offen erklärt vor ihm; will er ihn wandeln, wird er die guten Folgen davon bald ersehen, ist seine Eigen- und Weltliebe stärker, so wird er in letzterem Fall sich selbst zuzuschreiben haben die Folgen, die daraus erwachsen werden.
Frei habe Ich den Menschen erschaffen und frei muss Ich ihn lassen. Er ist Herr seines Schicksals und kann wählen entweder den Weg nach Oben oder nach Unten. Amen.
Hier will ich ihm noch ein Gebet an Mich geben, wie er Mich anflehen soll, und nicht in geistlosen, angelernten und abgedroschenen, nichtssagenden Betformeln. So schreibe also:

Liebevollster Vater! Hier liege Ich schon jahrelang unbeweglich, mir und den Meinen zur Last; ein lebendiger Vorwurf meines eigenen, vergangenen Lebens. O Du allerliebster, gnädigster und huldvollster Vater und Herr, der Du mir so lange geduldig zugeschaut hast, wie ich leichtsinnig ohne Vorbedacht meine weltliche Existenz und meinen Körper so nach und nach ruinierte. Mit welchem Gewissen soll ich vor Dich hintreten, wenn ich bedenke, dass ich nicht nur allein mich, sondern auch meine Lebensgefährtin und die Kinder, die ich in eitler Lust gezeugt, nun mit unglücklich gemacht und dem weltlichen Elend preisgegeben habe.
Du, o Vater, hast aber trotz allen diesen Fehlern mich doch nicht vergessen; und jetzt, wo ich keine Rettung mehr hoffte, jetzt sendest Du mir Hilfe, mir Unwürdigem!  Was vermag ich Dir denn dafür zu bieten? Ein mit Vorwürfen zerrissenes Herz, und ein mit Sünden beladenes Gewissen, das sind die Gaben, die ich vor Deinem Thron hinlegen kann, und doch nach solchen Opfern würdigest Du mich, mir Deine hilfreiche Hand zu reichen.
Ja, lass sie mich fassen, diese so oft mir nah gewesene und stets von mir verschmähte Hand; lass sie mich fassen und festhalten, auf dass sie mich herausziehe aus diesem Elend, in welches mich meine eigene Schuld, warf.
Vater! Als verlassenes, aber reuiges Kind rufe ich zu Dir, hilf und verzeih mir! Mehr kann ich nicht erflehen, denn auch dieses verdiene ich nicht, aber Deine unbegrenzte Liebe und Gnade, die auch den Wurm im Staub nicht vergisst, erfüllt mich mit der heißen Hoffnung, dass Du auch mich, den verlorenen Sohn, in Deine Arme aufnehmen und meine bis jetzt ausgestandenen Leiden als eine kleine Abschlagssumme meiner Fehler ansehen wirst.
Du wolltest mich Blinden führen und aus all meinen Fehlern und Verirrungen erst eigentlich die beste Stufenleiter zu Deinem Herzen erbauen. Wer kann solche Huld und solche Liebe würdigen?
Ein Sterblicher nicht, sondern nur still weinend kann sein eigenes verirrtes Ich Deinem väterlichen Ruf folgen! Amen.“

Quelle: „Heil-, Diät- und Lebenslehrwinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 48, Kundgabe v. 11. Januar 1871


„Nachdem du, Mein lieber Sohn, mittelst Meines Schreibers Mich angegangen hast, dir direkt mitzuteilen, ob deine Art zu leben und die Behandlungsweise deines Übels das Rechte war, so kann Ich dir bloß antworten, dass, wenn Ich nicht damit einverstanden gewesen wäre, du jetzt nicht so weit hergestellt wärest, um deinen Geschäften wieder vorstehen zu können. Jedoch, damit du dieses einverstanden nicht missdeutest, so will Ich dir es näher beleuchten wie Ich es meine, denn sieh, Ich bin eigentlich mit allem einverstanden was die Menschen tun, weil sie eben freie Geschöpfe sind und tun können was sie wollen, nur der geistige Endzweck ist Meine Sache, wo Ich auch öfters aus den größten Irrtümern der Menschen für sie gerade den besten Erfolg erziele.
Um auf deinen Fall zurückzukommen, so war Ich einverstanden mit deiner Krankheit, weil sie dich zum Nachdenken über die Welt und ihren Wert und über Meine geistige Welt, deren Führung und Leitung, und über Mein göttliches Wort und Meine leitende Hand anzuregen und dir mehr Aufschluss zu geben geeignet war.
Ich war einverstanden mit deiner Krankheit, und wenn gleich der Arzt Mittel angewandt, die nicht gerade die nächsten und einfachsten waren, so lies Ich es doch zu, dass er durch selbe ein günstiges Resultat erzielte, damit er dich, so wie er es gelernt und erfahren, dem weltlichen Treiben und deiner Familie wieder zurückgebe. Die geistige Rekonvaleszenz und ihre Nachwirkung ist Meine Sache gewesen, dir den geistigen Weg offen zu halten, damit nicht im Welltreiben du Mich vergessen möchtest.
Das was in dem letzten Brief Mein Schreiber dir schrieb, und was auch im heutigen der Anfang ist, dieses sind wohl die allgemeinen Grundgesetze Meiner Natur, welche du wissen sollst, damit du auch mit der Zeit zu selben zurückkehren kannst, was aber für den Augenblick dir nicht geraten ist, da sie Resultate hervorbringen würden, die vielleicht dir als eine Reaktion vorkämen.
Das magst du stets als Hauptgrundsatz annehmen, dass, je einfacher eine Lebensweise ist, desto naturgemäßer, und dass, wenn ein Mensch alles tut, um sein Blut von fremden Elementen zu reinigen, selbes ihm nie schaden, sondern nur nutzen kann.
In dieser Hinsicht richte dein Leben ein, damit keine Ruckfälle eintreten, und kannst du dir bei Gelegenheit kleine Gewohnheiten, welche gegen Meine allgemeinen Naturgesetze verstoßen, abgewöhnen, so hast du davon doppelten Gewinn, erstens deinen Leib um ein Bedürfnis ärmer und deine Seele um eine Errungenschaft reicher gemacht zu haben, wobei das Letztere dann dir geistigen Gewinn einträgt als Ersatz gegen leibliche Genussverluste.
So viel, Mein Kind, über deine Zweifel, fahre fort dich Mir zu nähern, und je mehr dieses geschieht, desto mehr wird dein natürlicher Instinkt als geistiger Mensch dich abhalten, Dinge mit deinem Körper zu vermengen, die nur sinnlich Erhebendes, aber geistig Schwächendes bieten.
Du hast gesehen, in Meiner Hand warst du, du standest nahe am Jenseits, Ich wollte dich noch nicht dort haben, sondern übergab dich dem weltlichen Treiben wieder, weil Ich nur völlig reif gewordene Früchte und nicht halb- oder viertelzeitige brauche.
Lebe nun gemäß Meiner Worte geistig und gemäß deiner Vernunft körperlich, sehe nur zu, das das Letztere nie die Oberhand über Ersteres bekommt, und du magst überzeugt sein, dass Ich dann mit Meinem Segen dir beweisen werde, dass Ich mit deiner geistigen Kur einverstanden bin, für dich und deine Familie und deinen Nächsten zum Besten. Amen.“

Quelle: „Heil-, Diät- und Lebenslehrwinke“, Neu-theosophische Schrift Nr. 48, Kundgabe v. 8. Juli 1872


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