Gottfried Mayerhofer Vatermedien - Gottfried Mayerhofer

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DIE GEISTERWELT

Über das geistige Verhältnis eines
Vater-Mediums
„Mein lieber Sohn, was quälst du dich mit Wünschen, die zu nichts führen können, du willst Mein Wort haben, Ich frage dich, hast du es nicht in dir? Hörst du nicht Meine Stimme täglich, wie sie dich führt, dir an- oder abratet bei den beruflichen Geschäften, und geistig dich genießen lässt, was erst in der anderen Welt bleibend als ein Erworbenes dir bestimmt ist.
Sieh, Mein liebes Kind, Mein Wort zu haben, wie es bis jetzt nur wenigen zuteil geworden ist, dazu gehört eben nicht gerade eine höhere moralische Stufe als die der anderen nicht mit dieser Gnade Begabten, nein, Mein Kind, diese Gabe gebe Ich nur dem, welchen Ich am befähigsten halte für Meine Zwecke wirken zu können, denn sieh, auch dieser Schreiber, der dir diese Zeilen sendet, er hat schon für alle möglichen Brüder und Schwestern Worte geschrieben, und von Mir die gehörigen Antworten erhalten, allein er hat für sich noch nie weder um was gebeten noch von Mir etwas gebraucht, willenlos versieht er seinen Dienst, den Ich ihm anvertraut, und ist deswegen nur ein Vermittler zwischen Mir und Meinen Kindern.
Du aber hast ganz andere Ideen von diesen Einflüssen Meines Worts in die menschliche Seele; du wähnst dann, Meine Stimme deutlich in dir zu hören, mit Mir reden und plaudern zu können wie mit einem vielgeliebten Freund, du glaubst, hättest du diese Stimme in dir, du würdest nur Mir leben, und alles andere in den Hintergrund stellen. Dem ist aber nicht so.
Erstens, wenn Ich einen Schreiber wähle, so tue Ich es, weil Ich ein Organ brauche das fähig ist und auch weltlich die nötige Zeit hat, um sich Meinem Dienst ganz widmen zu können, zweitens wähle Ich den Schreiber nicht wegen ihm, sonder wegen der anderen. Würdest du auch Meine Stimme so vernehmlich in dir hören wie Mein Schreiben, Ich frage dich nur, was willst du denn, dass Ich dir diktiere, und für wen? Wenn du allein bist, und so deinen Gedanken freien Spielraum lässt, wenn du dich im Gebet Mir nahst oder im Lesen Meines Worts schwelgst, wer macht dir denn diese seligen Stunden? Gewiss niemand als Ich! Nun frage Ich, wenn du in deinem Inneren Meine Stimme vernimmst, welche z.B. so spricht: ‚Siehst du, Mein liebes Kind, wie viele Freuden eine einsame Stunde, sei es auf Spaziergängen in freier Natur, sei es zwischen vier Mauern, dir gewähren kann, wenn du sie nur zu benützen weißt, fahre nur so fort, trachte dich stets von der Welt und ihren trügerischen Freuden zurückzuziehen und kehre in dein Herz ein, wo eine heilige Flamme brennt, die nur für Mich allein leuchtet, und von Mir allein auch nur genährt wird; fahre fort, auf diesem Weg zu wandeln, und du wirst stets mehr und mehr Meine Stimme dir zum Trost und zu deiner Beruhigung in deinem Herzen vernehmen; sie ist es, welche dich mit verschiedenen Mitteln und auf verschiedenen Wegen führte, schenke nur dieser Stimme Gehör, sie ist die Stimme deines Vaters! Amen.‘
Wenn es dir so im Herzen zumute wird, und du diese Stimme so reden hörst, warum nimmst du denn nicht den Bleistift und schreibst, was Ich dir ins Herz rede? Sieh, Mein Kind, du tust das nicht, du horchst, sitzt sinnend in deinem Lehnstuhl, in deinen Gefühlen, in deinen Gedanken an Mich vertieft, aber schreiben tust du nicht; und warum schreibst du diese Gedanken, wie du sie vielleicht nennen möchtest, warum schreibst du sie nicht nieder? Weil du nur zu gut weißt, dass selbe für niemand anderen als nur für dich selbst sind! Deswegen warte nur, bis, wie Ich dir schon einmal sagte, deine Gesellschaft etwas angewachsen ist, dass ihr eine direkte Führung durch Mich nötig geworden, dann wirst auch du wissen, warum du es hast, nämlich nicht für dich, sondern nur zum Besten für andere. So die Nächstenliebe wird dich dort mehr beseelen als die Eigenliebe; jetzt möchtest du Mein Wort nur für dich, weil du die Tragweite dieses Geschenks nicht kennst, dort wirst du wie alle Meine Schreiber, Mich anflehen um ein Lebensbrot, aber nicht um dich daran zu sättigen, sondern im heiligen Dienst andere Hungrige damit zu laben.
Sieh, Mein Kind, dann hat Mein Wort einen doppelten Wert und erst seinen rechten Zweck, es ist dann für dich eine Gnade und für deine Brüder und Schwestern eine Wohltat; und wenn Ich dich dann frage, was ziehst du vor, für dich eine Auszeichnung oder für andere als Werkzeug zu dienen, die verirrten Kinder zu Mir zu führen? Und gewiss, du wirst das letztere dem ersteren vorziehen. Darum warte nur ab, wenn Ich dich brauche, werde Ich dir schon diese Fähigkeit verleihen, welche jetzt nicht den Nutzen und Vorteil bringen würde als dann, wenn Ich dich auf einen Platz stelle und dir zurufe: Jetzt, Mein Kind, ist auch die Stunde für dich gekommen, steh auf und arbeite in Meinem Weinberg, zum Besten der Menschheit! Amen.“

Quelle: "Zur Dreieinigkeit", Neu-theosophische Schrift Nr. 37, Kundgabe vom 26. November 1870


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