Die Palme als Weihnachtsgabe - Gottfried Mayerhofer

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Die Palme als Weihnachtsgabe
Nachdem du der Tochter deines Bruders (†Mch.) mit einer Palmenpflanze ein Geschenk machen willst, und zwar gerade zum Weihnachtsfest, so will Ich dir und durch dich ihr vorerst erklären, was die Palme im Pflanzenreich ist, und ferner, wie gerade die Palme als geeignetes Geschenk an diesem Abend recht am Platz ist.
Auch du hättest so manches Gute und Schöne darüber sagen können, doch deine Worte verhallen im Wind, während die Meinigen ewig stehen bleiben, und zwar für sie, für dich, für euch alle, und für die ganze Menschheit, und so schreibe ihr:
Nun sieh, mein liebes Kind, du erhältst heute als Geschenk drei Palmenpflanzen (es sind Dattelpalmen gemeint, eine größere und zwei kleinere, eng verwachsen), die gemeinschaftlich in einem Topf emporgewachsen sind, diese drei Palmenpflanzen entsprechen ganz dem Beisammenleben deiner Familie, wo ihr Erwachsene auch drei seid, die nämlich wissen, warum und zu was für einem Zweck sie leben.
Deinen jüngsten Bruder rechne Ich nicht mit, weil er noch zu unmündig ist, – ihr drei seid ebenfalls vereint unter einem Dach, strebt vereint wie die Palme dem Licht entgegen, welches im Überfluss auf euch herabströmt und saugt aus diesem Licht alle Stoffe ein, die zu eurem geistigen Emporkommen nötig sind.
Die Palme als Pflanze treibt in der ersten Zeit nur ganze Blätter, wo durch die gerippten Furchen ihre zukünftige Blatt- und Stängelform wohl angedeutet, aber noch nicht ausgebildet ist. Die Palme setzt eine Krone von Blättern an, während die unter ihr liegende verwelkt, verdorrt, und so sich das Ganze langsam aufwärts schiebt, ohne weder recht dem Pflanzenreich noch den Baumgattungen anzugehören.
So wie die Palme, wenn sie gebaut ist, dann ihrem Ziel der Fruchtbringung entgegengeht, so wie in frühester Zeit ihr fernerer Beruf nur angedeutet ist, ebenso entsprechend ist im Menschen sein künftiges Wesen ausgesprochen, durch die schlummernden Anlagen der geistigen Bildung im reiferen Alter, und wie die Palme weder ganz Pflanze noch Baum ist, also zwischen zwei Geschlechtern des Pflanzenreichs als Mittelding besteht, so steht der Mensch, eine materiell-geistige Schöpfung, zwischen zwei Welten, mit dem Körper in der Materie fußend, und sein Geist oder seine Seele dem höheren Licht entgegentreibend.
Wie die Palme Krone um Krone abwerfend aufwärts drängt, und von Krone zu Krone von Jahr zu Jahr ihre Säfte verfeinert, mehr vom Irdischen befreit, und durch Licht, Wärme und Äther-Strahlen ihrer Fruchtbringung, der nur aus heilsamen und Zuckerstoffen bestehenden Datteln, entgegengeht, so auch der Mensch, welcher seiner Bestimmung gemäß eine Erfahrung, eine Errungenschaft um die andere von Jahr zu Jahr abwirft, stets höher strebend, sein geistiges, religiöses Gefühl verfeinernd, dem Stand der Reife sich naht, wo dann die Frucht seiner Taten als Lohn seiner Kämpfe und Siege, wie ein Büschel süßer Datteln an einem langen Stängel weit über das Blätterwerk hinausragend, von weitem schon anzeigt, wie glänzend die Ernte seines Prüfungslebens war.
So entspricht die Palme ganz dem seelischen Geistesmenschen, und so soll dich, Meine liebe Tochter, täglich die Form der Palme an deine geistige Mission erinnern.
Ihr wisst nicht, Meine lieben Kinder, wie viele geistige Entsprechungen in den Pflanzen und Bäumen liegen, wie selbe so ganz harmonierend mit den Menschen sind, auf deren Länderstrichen sie wachsen.
Könntet ihr in Meinem Buch der Natur lesen, ihr würdet erstaunen, wie ganz die Tanne zu Gebirgsvölkern, oder die Eiche zu den Bewohnern eines Flachlandes passt, allein um euch dieses alles klar zu machen, gehörten viele Bogen dazu, um nur in euch diese Ahnung zu vergewissern, dass nichts (bloß) materiell, sondern alles nur geistig ist, eine Entsprechung eines Schöpfungsgedankens, wie er mit seinem Platz und Umgebung nur allein im Einklang fortbestehen konnte.
Oder glaubt ihr, auch die kleinste Form eines Moospflänzchens habe nicht sein „Warum“, warum es so gefärbt, so gezeichnet, in diesem Breitengrad so und in jenem anders vorkommt? Da irrt ihr euch gewaltig, wenn ihr diese Verschiedenheiten bloß auf Wärme oder Witterungsverhältnisse oder Höhenmessungen bedingt glaubt.
Bei Mir ist alles wohl durchdacht, eine Kette von Konsequenzen, welche so sein mussten, sollte ein Ganzes hervortreten, welches Mir als Schöpfer würdig sein kann. So waren und sind auch die Palmen nur dort, wo sie hingehören, mit der ganzen Pflanzenvegetation und mit dem Tier- und Menschenleben harmonierend gewesen, als Ich selbe in jene Gegenden setzte, wo auch Ich einst meine Darniederkunft bestimmt hatte.
Nicht ohne geistigen, ja tiefen Grund wählte Ich bei Meinem Einzug in Jerusalem die Palme, nicht ohne Grund verzierten die Bewohner ihre Häuser und belegten ihre Straße mit Palmenzweigen. Es war die Palme, welche ihnen die süßeste Nahrung gab, es war die Palme, welche ihre Häuser beschattete, es war die Palme, welche ins Familienleben verwebt für sie vieles, für manchen alles war, und auch bildlich den Charakter des Volkes, wie es einst dort lebte, darstellte.
Die Palme war das Zeichen des Friedens, mit diesem Zeichen begrüßten Mich die Einwohner von Dörfern und Städten, und mit dieser Palme oder Palmenzweigen zog Ich in Jerusalem ein.
Frieden, geistigen Frieden wollte Ich den Menschen bringen, hatte das Zeichen ihres häuslichen Friedens in der Hand, und wie bei Meiner Geburt die Engel sangen: „Friede sei mit euch!“ so wollte Ich als erwachsener Mann wiederholen, was Engelsgeister bei Meinem ersten Erscheinen der ganzen Welt zugerufen haben.
Frieden wollte Ich ihnen bringen, da ein liebendes Herz nur im Frieden seine Seligkeit wieder findet. Dass die Menschen Meinen Ruf nicht achteten, dass sie ihn auch heutigen Tages nicht achten, ist ihre Sache, und so wie einst die Juden Meinen Vaterruf missachtend sich ihr eigenes Schicksal selbst bereitet haben, welches ihr aus der Geschichte kennt, ebenso wird auch die jetzt lebende Menschheit sich die Folgen selbst zuzuschreiben haben, welche aus diesem irrigen Verfahren hervorgehen müssen.
Dir, Mein Kind, sendet Mein Schreiber junge Palmenpflanzen, mögen sie in deinem Haus, in deinem Familienkreis die Zeichen des Friedens sein, welche dich erinnern sollen, dass Meine Lehre auf Frieden gegründet, nur im Frieden gedeihen kann. Suche Frieden im Inneren zu gewinnen und Friede mit der Außenwelt zu erhalten.
Gerade am Tag, wo du dieses Geschenk erhältst, drang in seliger Nacht durch alle Himmelsräume dieser Ruf: „Friede sei auf Erden und im Himmel!“. Und jetzt, wo ihr diesen großen Tag für eure kleine Erde würdig feiern wollt, jetzt rufe Ich dir und den Deinen dieselben Worte zu, so wie Ich sie einst von Meinen Engeln gesungen hörte, wie Ich sie im Einzug von Jerusalem bildlich zeigte, und nach Meiner Auferstehung zu Meinen Jüngern sagte, als Ich bei ihnen durch verschlossene Türen eintrat: „Friede seit mit euch!“ so rufe Ich dir, rufe Ich allen zu; „Frieden erhaltet!“ und die Friedenspalme wird einst einem Jeden zuteilwerden, der hier mutig gekämpft, den Sieg errungen hat.
Dieses seien die Worte, welche Ich dir, Meine Tochter, als Mitgift gebe bei der Sendung von Palmenpflanzen, welche Mein Schreiber dir gerade an dem Tag gab, wo es wieder in aller Herzen ertönen sollte:

„Friede, ja ewiger, geistiger Friede ströme hernieder an jenem Tag, wo einst unser Herr und Schöpfer herabgestiegen ist, um uns am selben Teil nehmen zu lassen, so wie Er, wie Seine ganze Geisterwelt es wünscht, und wie nur durch Frieden mit sich selbst und anderen die geistige Mission des ganzen Menschengeschlechts erfüllt werden kann!“

Daher: „Friede dir und allen!“ Friede ohne Liebe ist nicht möglich, daher „liebt einander, liebt die Menschen und liebt Mich!“
Je mehr ihr eure Liebe ausdehnt, desto näher kommt sie Mir. Nur wenn sie über alles Geschaffene gleich ihre Arme ausbreitet, nur dann gleicht sie der göttlichen, nur dann bereitet und gibt sie Frieden, so wie in der geweihten Nacht Meine Engel es meinten, so wie Ich selben predigte, und so wie Mein Schreiber dir durch dieses symbolische Zeichen auch ausdrücken möchte, dass Friede dich stets begleite! Friede dir zur Seite stehe, und selber bei jeder wiederkehrenden ‚Weihe-Nacht‘ stets reiner, geistiger werde!
Diesen seinen Wunsch zu bekräftigen, zu bestärken, habe Ich es übernommen, mit einigen Worten aus Meinem Mund zu erläutern und festzustellen, was sonst nur in Form von leeren Glückwünschen mit der Zeit gekommen und mit der Zeit zerronnen wäre. – Dieses statt Meinem Schreiben dir zum zeitlichen Beweis, wie dein himmlischer Vater möchte, dass alle Seine Schöpfungen verstanden und aufgefasst werden möchten, umso mehr von Seinen Kindern, denen Er schon so viele Lichter angezündet und bei denen Er doch noch so viel Finsternis in ihren Herzen entdecken muss. Amen!


Quelle: Betrachtungen an Weihnachten nebst Worten zum Jahreswechsel, Erscheinungsfest, Geburtstag, Carneval, Tanz und Frühling, Neu-theosophische Schrift Nr. 44, Kundgabe vom 22. Dezember 1873


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