Gottfried Mayerhofer - Predigten des Herrn - Gottfried Mayerhofer

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PREDIGTEN DES HERRN
- Originaltext nach der Erstausgabe von 1892 -
17.
Am fünften Fastensonntag

Der Juden Versuch, Jesus zu steinigen
Johannes 8,59: Da hoben sie Steine auf, dass sie auf ihn würfen.
ber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.


Empfangen am 17. Februar 1872

Zum Unverständnis der Worte Jesu während Seines Erdenwandels

Hier habt ihr wieder einen Beweis, wie wenig die Mehrzahl des jüdischen Volkes Mich, Meine Herkunft, Meine Mission und Meine Lehre verstand.
Wenn ihr das ganze Kapitel vom Anfang bis zum Ende lest so müsst ihr doch bekennen, dass Ich Ströme des Lichts über Meine Zuhörer im Tempel ausgoss, aber umsonst.
Die meisten nahmen Meine Worte im buchstäblichen Sinn, die Pharisäer und Schriftgelehrten, getroffen von Meinen tief bezeichnenden Worten wegen der Ehebrecherin schlichen sich davon, und die andere waren in ihrer Einsicht zu beschränkt um Mich verstehen zu können.
Damals verstand man Mich wenig, weil die meisten Meine Lehre und die heilige Schrift mit ihrem Verstand, also buchstäblich beurteilten; aber heute ist es noch schlimmer, denn jetzt suchen eure Gelehrten und Naturforscher aus der sichtbaren Natur zu beweisen, dass es weder einen Gott noch einen Schöpfer gibt, und daher weder das was die Propheten noch was Christus gelehrt haben, göttlichen Ursprungs sei.
Die Juden jener Zeit hielten streng an den ihnen vorgeschriebenen Satzungen nach dem Buchstabensinn, machten sich aber die Lehre Mosis so bequem als möglich, gerade so wie es heutzutage auch die meisten Christen tun; es war daher nicht zu verwundern, dass ihnen Meine Lehre nicht gefiel, weil sie den Geist von dem toten Buchstaben trennend, Bezähmung ihrer Leidenschaften und Einschränkung ihrer fleischlichen Triebe forderte; sie waren eben wie heutzutage noch viele tausende reine Tempelläufer und Zeremoniendiener. Sie waren von ihren Priestern so erzogen worden, damit sie ihnen nicht aus der Hand schlüpfen und nach ihrem Belieben ausgebeutet werden konnten. Die Jünglinge, die sich dem Priesterstand widmen wollten, wurden schon planmäßig so erzogen wie es dem Zweck der ganzen Priesterherrschaft nutzbringend schien; und es wurde darauf gesehen, dass sie nichts anderes lernen oder verstehen sollten als was zu ihrem Beruf und zum Zweck der Volksverdummung gehörte.


Reinigung des Religionskultus und Rückführung zu ihrem ursprünglichen Wert

Nehmt die Geschichte zur Hand und lest sie aufmerksam durch, so werdet ihr sehen, dass bald, nachdem berufsmäßige Priester in Meiner Kirche auftraten, Meine Lehre immer mehr zu dem Zweck ausgebeutet wurde um dem Priesterstand Macht und Ansehen zu verschaffen, worauf auch das Hauptaugenmerk der Templer in Jerusalem gerichtet war.
Dann entstanden Spaltungen und Religionssekten, die aneinander verfolgten und bekriegten, und doch standen sie auf der gleichen Grundlage Meiner Lehre, nur die Auslegung derselben war verschieden; jedoch die einen forderten Reinigung von den zeremoniellen Gebräuchen die die reine Lehre fast verdunkelten, während die anderen daran aus Unverstand oder Eigennutz festhielten.
Auch jetzt hat dieser Reinigungsprozess wieder angefangen, es treten wieder die gleichen Kämpfe, wenn auch auf mehr unblutigem Weg ein. Der Kultus muss wieder auf jene Einfachheit zurückgeführt werden wie selber im Anfang der Christenheit bestand, wo er eine geistige Grundlage hatte, die aber auch jeder Nicht-Priester oder Laie verstehen konnte und sollte. Noch fehlt es an den richtigen Männern, durch die dieser Reinigungsprozess vorgenommen werden könnte; denn die, die es bis jetzt versuchen, leiden noch zu sehr unter den Eindrücken einer falschen Erziehung in diesen Dingen und begreifen darum noch nicht ganz, was es heißt, dass Mein Wort nur Geist und Wahrheit ist, und wer Mich anbeten will, Mich im Geist und in der Wahrheit anbeten muss.
Der Zeremonie wird im Allgemeinen mehr Wichtigkeit beigelegt als wie sie wirklich besitzt, dadurch wird das Eigentliche, der Geist derselben, missverstanden und getötet, und so pflegt die Zeremonie im Ganzen von Mir weg- statt zu Mir hinzuführen. Deshalb rieten schon mehrere Meiner Apostel den Gemeinden, die sich gebildet hatten, von zeremoniellen Gebräuchen ab.
Ein Sehnen nach einem Religionskult, der mehr dem Zeitgeist und dem Bildungsgrad der jetzt lebenden Menschheit entspricht macht sich nun in vielen Gemütern bemerkbar; doch das ist nur ein Übergang zum letzten, geistigen und höchsten Kultus, der durch Meine eigenen direkten Mitteilungen die Ich euch nun schon viele Jahre zukommen lasse, angebahnt werden wird.


Führung der Menschheit zur wahren Erkenntnis der Lehre Jesu

Es gibt zwar auch noch viele, denen Meine Lehre nicht zu ihren weltlichen Ansichten passt, und die selbe totschlagen möchten wie einst die Juden Mich steinigen wollten; aber auch jetzt geht Meine Lehre mitten durch diese Hindernisse hindurch ihren Weg und wird, wenn der geeignete Zeitpunkt durch herbe Schicksale, Leiden und Drangsale aller Art herbeigeführt sein wird, von den Menschen gesucht werden; denn wenn alle Hoffnungen, sich auf irdische Macht und Größe zu stützen, sich in ihrer Nacktheit als trügerische Irrlichter erweisen werden, die den Menschen die ihnen nachgehen statt unter ein schützendes Obdach in Sumpf und Morast leiten. Dann erst wird sich der Wert Meines Wortes geltend machen und selbst jene zum Glauben zwingen die sich früher auf ihr Verstandeswissen stützend glaubten es gäbe keinen Gott, sondern der Gott, wenigstens für diese Erde, seien sie selbst mit ihren ausgedachten Hirngespinsten.
Meine Lehre wird sie alle zuschanden machen, und sie werden notgedrungen und beschämt einsehen lernen, dass das was sie anderen glauben machen wollten, nämlich es gebe keinen Gott, ein verfehlter Schluss ihrer eigenen Unvollkommenheit war.
So wie in jener Zeit Mich die Juden steinigen wollten, so werden sie jetzt Mein geistiges Ich, Meine Lehre mittels verspottender, höhnender und ableugnender Worte zu steinigen und zu töten suchen, indem sie unter der Last dieser Worte die sanfte Lehre der Liebe werden erdrücken wollen; aber fürchtet nicht dass sie siegen werden; die Zeit wird es beweisen, dass was Ich will geschehen wird, und nicht was sie in ihrer beschränkten Einsicht haben möchten.
Aber wie Ich bis zu Meiner Verklärung noch härtere Proben zu bestehen hatte, so wird es auch jetzt Meiner Lehre ergehen, sie wird verdammt, verhöhnt, gekreuzigt, dann scheinbar ins Grab gelegt werden, aus dem sie aber gleich Mir sieg- und glorreich auferstehen wird.
Je mehr ihr Meine Lehre auszubreiten suchen werdet, desto mehr wird man euch Hindernisse entgegenstellen, weil sie viele in ihrem materiellen Wohlleben und in ihrer angewohnten bequemen Lebens- und Denkart angreift.
Zur Zeit Meines Erdenwandels fand das Samenkorn Meiner Lehre einen noch wenig fruchtbaren Boden, aber es gedieh die Saat doch, wenn auch nur an einzelnen Stellen, und so wird auch jetzt Mein Wort, wenn es auch noch vielfach auf steinigen Grund oder unter Dornen oder auf den Weg fällt, wo es schwer oder gar nicht fortkommt, doch auch fruchtbaren Boden finden, auf dem es zur Himmelsblume der Liebe, vereint mit der Weisheit, emporwachsen, blühen und gedeihen wird, mit einer Rose zu vergleichen, deren Schönheit der Liebe und deren Wohlgeruch der Weisheit entsprechend den Menschen erquickt und erfreut, die aber die Hand des Unvorsichtigen, der sie pflücken will, durch ihre Dornen leicht verwundet.
Die Rose ist mit Dornen versehen, durch die sie die zu ihrem Gedeihen notwendige Elektrizität einsaugt; und so sind die Leiden und Unannehmlichkeiten dieses Erdenlebens auch dazu bestimmt, die Liebe und Weisheit in euch zu entwickeln.


Aufruf Jesu an Seine Nachfolger

Also pflegt den Geist Meiner Worte, lest diese nicht bloß zum Zeitvertreib sondern zur Veredelung eurer Seele; tut das, was ihr als wahr und gut erkannt habt, damit ihr nicht beim Lebensquell der ewigen Liebe dürstend und hungrig am Buchstaben kleben bleibt, sondern im Bewusstsein schöner Taten Wonne und Seligkeit trinkt und Mich als euren Vater, Meine göttliche Liebe und Mein Wort auch unter Drangsalen nicht vergesst sondern hoch die Fahne des Glaubens und des Vertrauens erhebt, und nicht, wie dann vielleicht viele, Steine des Unwillens sondern Dank und Segenswünsche Mir entgegenbringt wenn Ich kommen werde die Palme des Sieges den Ausharrenden zu überreichen. Amen.


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